Panorama pur und eine tolle Aussichtswarte. Das bietet diese 3 Kilometer lange Rundwanderung um den Binderberg in Oberhenndorf (Jennersdorf). Diese moderne Aussichtswarte mit „Rasthäuschen“ ist immer einen Besuch wert. Einziger Wermutstropfen: Parkplätze sind hier Mangelware. Bleibt nur die Option Straßenrand. Startpunkt der Tour ist bei der Hirczy-Kapelle (siehe Routenführung).
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Aussicht. Das stand heute ganz weit oben auf meiner „ToDo-Liste“. Und eine schöne Wanderung gleich darunter. Beides zusammen ergab bei meiner Web-Recherche eine Rundwanderung um den Binderberg in Henndorf.
Der Bezirk Jennersdorf war ja grundsätzlich kein vollkommen neues Terrain für mich. Im nördlichen Teil des Bezirks hatte ich ja bereits einige Touren absolviert. Aber meist entlang der Lafnitz, zwischen Fürstenfeld und Heiligenkreuz. Südlich davon war meine Wanderkarte, bis auf eine Ortsrunde in der Bezirkshauptstadt selbst, aber noch weitgehend unbefleckt.

Jedoch machten die Fotos, die ich im Web gesehen hatte neugierig. Die Aussichtswarte am Binderberg in Oberhenndorf schien ein weiteres, würdiges Ziel für einen Eintrag in der Rubrik „Aussicht“, hier auf der Seite zu sein. Und weil heute das Wetter auch halbwegs mitspielte, war die Entscheidung klar: Auf nach Henndorf.
Über Königsdorf fahrend war ich bald in der Gegend meiner Begierde angelangt. Und hatte im Vorbeifahren auch gleich ein Update in Sachen Schnellstraße S7 geholt. Wieder war ein weiterer Teil, diesmal südlich von Königsdorf, asphaltiert worden. Die Tage bis zur Eröffnung des letzten Teilstücks werden sichtlich immer weniger.
Und „Weniger“ ist auch gleich mein Stichwort bei meiner Ankunft in Henndorf. Mit dem Navi am Handy checkte ich bei einem kurzen Stopp, ob ich mich schon auf der Route befand. Ja, ich war bereits auf der „roten Linie“ unterwegs. Nun galt es, diesen entlang fahrend, einen adäquaten Parkplatz zu finden. Und das war „weniger“ von Erfolg gekrönt.

Parkmöglichkeiten sind hier tatsächlich Mangelware. Zumindest bei meiner abgesteckten, etwa 3 Kilometer langen, Runde. Also bleibt hier nur die Option „Straßenrand“. Was hier, im einerseits hügeligen und andererseits relativ dicht bebauten, Teil des Bezirks aber auch nicht so einfach ist. Fündig wurde ich dann aber bei einer Kapelle. Hier konnte ich mein Vehikel, auf einem Streifen zwischen Straße und Wald, gerade noch so reinzwängen.
Aber immerhin hatte ich einen Platz gefunden. Also, aussteigen. Tracker auf „On“. Jacke anziehen. Und Wasserflaschengürtel samt Flasche umschnallen. Los geht’s, den Binderberg erkunden.
Von der „Hirczy-Kapelle“, so der Name dieses schmucken kleinen „Kirchleins“, weg, marschierte ich zunächst nach Südosten. Die Straße hier ist nicht näher betitelt. Wie so oft werden die Adressen einfach mit „Ober-Henndorf“ mit einer Nummer hinten dran angegeben.

Was mir an der Kreuzung bei der Kapelle aber gleich aufgefallen war, war der „Schilderwald“. Etliche Beschilderungen von Touristikbetrieben, Sehenswürdigkeiten und anderen Einrichtungen legen Zeugnis davon ab, dass hier der Tourismus blüht. Was ja auch nicht von irgendwo her kommt. Einen Katzensprung weiter unten, im Tal befindet sich ja auch die weithin bekannte Therme Loipersdorf. Beziehungsweise Bad Loipersdorf, wie es jetzt, nach der örtlichen Beförderung samt adeligem „Bad“ im Ortsnamen, ja heißt.
Sei’s drum. Zwischen schmucken Häusern und Pensionen hindurch, führt meine Route hier zunächst ein wenig bergab. Das gefällt mir natürlich. Was mir weniger gefällt ist der Wind hier oben. Mit dem hatte ich so – wieder einmal – nicht gerechnet. Aber hey, es ist Herbst. Günther, gewöhn dich dran!

Ich war noch keine fünf Minuten unterwegs gewesen, als ich bereits auf ein erstes unverhofftes Highlight stoße: Gleich neben der Straße tummeln sich in einem weitläufigen Wildgehege viele Rehe. Wobei, tummeln wäre zu viel gesagt. Die meisten liegen gemütlich am Boden und nehmen keine Notiz von mir.
Nur eines steht aufrecht und schaut mich mit einer Mischung aus „Schon wieder ein Tourist“ und „Muss ich mir Sorgen machen“ an. Ich bleibe kurz stehen und positioniere mein Handy. Das wiederum goutiert „Madame Reh“ mit einer Umkehr in die hinteren Gefilde des Geheges. Und die Anderen machen sogleich mit. Sie hatten sich sichtlich für die Option „Muss mir Sorgen machen“ entschieden.
Madame Reh mag nicht berühmt werden
Zum Thema: Fotoscheue Rehe im Gehege
Aber ein paar halbwegs schöne Fotos sind es dann doch noch geworden. Weiter geht’s. Jetzt ein Stück weit bergauf. Dann wieder bergab. Ja, es ist hier unverkennbar hügelig. Zwischendurch ergattere ich auch mal einen Aussichtsblick. Aber die wirklich schöne Aussicht sollte ja bald folgen, auf der Warte.

Die ich ja auch bereits sehen konnte. Links ober mir thront sie auf dem Binderberg. Und ich entdecke auch Optionen für eine direktere Besteigung. Einfach einen der ausgemähten Feld- bzw. Wiesenwege rauf. Nein, nix da. Ich hatte eine Rundwanderung abgesteckt. Und diese wird nun auch gegangen.
Nach dem anfänglichen, eher mit Häusern verbauten Teil, spaziere ich nun auf einen weitgehend unverbauten Abschnitt dahin. Mit tollem Panoramablick ins Tal nach Süden. Ein erster Vorgeschmack. Auch begegne ich weiteren „Outdoor-Wütigen“. Ein Pärchen, das sichtlich auch das eigentlich schöne Wetter genießt und dem Herbstwind trotzt, unterhält sich am Straßenrand angeregt mit einem weiteren, offensichtlich einem Haus hier zugehörigen, Zweiergespann.

Wir grüßen einander freundlich. So soll’s sein. Nun wandere ich, wieder leicht bergauf, in ein Waldstück hinein. Hier beschreibt meine Route nun eine scharfe Wende nach links. Und gleich wieder mal bergab. Aus dem Wald heraus tretend, liegt das nächste Panorama vor mir. Ja, die Gegend hier ist wirklich schön.
Eine Mischung aus Wiesen und Wald. Unterbrochen von vereinzelt angelegten Weingärten. Und dazwischen hier und dort mal ein Haus. Oder eine Streusiedlung. Richtig typisch Südburgenland. Wobei, eher typisch Süd-Südburgenland. Weil hier sind die Hügel nicht mehr so sanft, wie beispielsweise im Güssinger Bezirk. Hier geht’s schon ein wenig ins „Steirische“. Herrlich.
Ganz so „frisch und saftig“ wie die steirischen Äpfel ja oft beworben werden, bin ich selbst aber heute nicht mehr. Obwohl ich erst knappe 20 Minuten unterwegs bin, fröstelt es mich bereits ein wenig. Die hügelige Runde brachte mich ins Schwitzen und der frische Herbstwind sorgte dafür, dass der Schweiß auf meiner Haut alsbald wieder erkaltete. Mein winterlicher Anorak wird demnächst ausgepackt. Das nehme ich mir vor.

Nach etwa 1,35 Kilometern erreiche ich meinen nächsten Abbieger. Hier, an einer Weggabelung, muss ich mich links halten. Nun wandere ich so richtig in Begleitung von schöner Aussicht dahin. Links von mir erhebt sich der Binderberg. Hier nun mit vielen Weinreben bestückt. Und zu meiner Rechten erstreckt sich das Tal. Wieder wie bereits beschrieben. Nur diesmal mit noch weiterem Blick ins Land.
Bis zu meiner nächsten Wegkreuzung wandere ich nun gemütlich dahin. Der Wind scheint jetzt auch ein wenig Einsehen mit mir zu haben. Das liegt aber vermutlich am Binderberg, der mir hier, auf diesem Abschnitt, offensichtlich Schutz bietet. So macht das Wandern natürlich gleich noch mehr Spaß. Gut gelaunt und viele Fotos knipsend absolviere ich diesen Teil der Strecke.

Angekommen bei einer Wegkreuzung mit Jesuskreuz vergewissere ich mich mit einem kurzen Blick aufs Handy, in welche der, hier verzweigten Wege ich hinein muss. Scharf nach links, lautet die „Antwort“ vom Display. Und jetzt geht’s auch so richtig ans Eingemachte.
Nach einer halben Stunde Gehzeit, oder knapp zwei, verhältnismäßig flachen Kilometern, beginnt nun der Anstieg zur Aussichtswarte. Hier sind auf den folgenden etwa 300 Metern gut 40 Höhenmeter zu überwinden. Also mehr als 10% Steigung. Darauf freuen sich meine Wadl. Noch einen vorbeugenden Schluck „Magnesium-Wasser“ aus meiner Flasche. Und los geht’s.
Vorbei an einer weiteren Pension stampfe ich den Asphalt zur Warte hinauf. Meiner Routenführung folgend, abermals in ein Waldstück hinein. Ja, hier geht es richtig, richtig schön bergauf. Meine Verschnaufpausen legen Zeugnis davon ab. Wobei, natürlich sind das „nur Fotopausen“ …

Nach dem Wald heißt hier auch vor den Weingärten. Ich trete aus dem Wald heraus und finde mich quasi zwischen Weinreben wieder. Zwar, ob des Maschendrahtzaunes zwischen mir und den Reben, nicht ganz, aber so wär es sinngemäß zu beschreiben. Und zwischen den Weinreben eine schöne Aussicht ins Tal.
Und vor mir liegt sie nun. Mein Reiseziel des heutigen Tages. Die Aussichtswarte am Binderberg. Noch ein paar Meter und schon befinde ich mich am Areal. Und werde sogleich auch von einem alten Bekannten empfangen: dem Wind. Der aber nun zur Nebensache wird. Zu schön ist es hier oben, um mir meine Stimmung von ebendiesem vermiesen zu lassen.

Die Warte selbst ist ein Stahlkonstrukt, das gleich neben dem auch hier oben liegenden Trinkwasserbehälter errichtet wurde. Der, oder die, Erbauer haben sich hier wirklich Gedanken gemacht. Nicht so, wie man sie anderorts so oft sieht, ist es ein einfaches Stufenkonstrukt mit einer Plattform. Nein, hier wurde auch an den Wind gedacht.
So verfügt die Warte sogar über einen, mit Plexiglas geschützten, überdachten Bereich. In dem auch eine Bank zum Rasten, mit Tisch steht. Aber das ist noch nicht alles. Auch das Konstrukt selbst ist modern und wirkt „trendy“. Eine langgezogene Plattform, an deren Ende auch ein Fernglas steht.

Und die Aussicht? Genial. In alle Himmelsrichtungen, so weit das Auge reicht. Einzig hinter dem „Rasthäuschen“ – wenn man es so nennen mag – liegt eine Baumgruppe, welche die Sicht nach Norden etwas einschränkt. Aber sonst? Nichts zu beanstanden. Eine Aussichtswarte, wie sie sein muss. Und natürlich fehlt auch der, von vielen anderen Orten bereits bekannte, hellblaue „Burgenland-Fotorahmen“ nicht, der am Fuß der Warte auf die fotowütigen Touristen wartet.
Auch treffe ich hier auf Gleichgesinnte. Ein männliches Trio erkundet die Warte offensichtlich ebenso gerade. Und bitten mich, nach einer kurzen Begrüßung, um ein Foto in erwähntem Rahmen. Der Bitte komme ich natürlich gerne nach, mit der Bedingung, dass sie auch von mir eines machen. Quit pro Quo.
Ist ja nur ein burgenländischer Berg!
Will man nicht hören, wenn man ausser Atem am Gipfel ist!

„Ja gerne, sofern ich wieder Luft kriege!“, antworte ich auf die Bitte, ein Foto von ihnen zu machen.
„Dabei ist das ja nur ein burgenländischer Berg!“, bekomme ich als feixende Antwort.
Also frech sind sie, die drei. Gut so. Sonst wär‘s ja fad.
Nach ausführlicher fotografischer und videotechnischer Dokumentation der Warte und der Aussicht ist bei mir aber jetzt erstmal Pause angesagt. Und so nutze ich das Rasthäuschen und lasse mich für die nächsten 15 Minuten häuslich nieder. Weil „ich es mir wert bin“. Immerhin hatte ich bereits gut 80 Höhenmeter in den Beinen. Nach gut 2 Kilometern. (Warum mein Routentool am Ende insgesamt 38 Höhenmeter anzeigt, ist mir rätselhaft. Anm. d. Verf.)

Wieder ein wenig ausgeruht und mit neuer Energie trete ich mich nach der Pause wieder in meinen Allerwertesten. Auf geht’s. Die Tour will zu Ende gegangen werden. Nun liegt aber eh der angenehme Teil vor mir. Der Abstieg.
Von der Warte geht es ein Stück weit wieder den Weg zurück, auf dem ich gekommen war. Bis zur Schleife, wo ich zuvor aus dem Wald herauf getreten war. Hier halte ich mich nun links, zwischen Weingarten und Wald entlang, in Richtung Tal spazierend.
Die Aussicht ist auch hier, nach wie vor, noch genial. Im Nordwesten kann ich einen Ort erkennen. Ob das Fürstenfeld ist? Ich weiß es nicht. Wohl eher Bad Loipersdorf. Zumindest sagt mir das ein nachträglicher Blick auf die Karte, als ich den Artikel hier schreibe. Recherche ist eben alles.

Nach dem Weingarten ein Stück weit über einen Wiesenweg und am Waldrand weiter entlang, muss ich dann direkt in den Wald hinein. Sowohl die Route am Handy, als auch ein hier prominent positioniertes Schild sind da einer Meinung. Der Blick auf das Handy verrät mir auch, das ich nicht mehr viel Strecke habe. Aber irgendwie bin ich noch viel zu hoch oben?!? Hm?!.
Die Antwort folgt auf den Fuß. Oder anders gesagt auf den Boden unter den Füßen. Der sich nun dazu entscheidet, zu einer Art „Abfahrt“ zu werden. Hier geht es nun richtig, richtig steil bergab. Bei, teils über 25%, Gefälle setze ich jeden Schritt achtsam vor den Nächsten.

Rutschspuren am Boden bestätigen mir, dass hier sicher der eine oder andere am Hosenboden den Weg hinunter vollzogen hat. Nein, das mag ich jetzt nicht. Wobei dies im Winter, bei Eis und Schnee, mit einem Plastiksackerl unterm Posch sicher reizvoll wäre. Da werden Erinnerungen an meine Kindheit wach. Aber die erinnern mich auch an die Baumwurzeln. Aua!
Bei Kilometer 3 erreiche ich wieder richtig festen Boden unter den Füßen und trete auf den Asphalt der Straße hinaus. Jetzt links halten und noch ein paar Meter, dann ist die Tour geschafft. Weiter vorne kann ich auch schon die Kapelle sehen. Und mein Vehikel, rechts am Straßenrand parkend.
Mein Binderberg-Rundweg ist geschafft. Und ich muss sagen, die Gegend hier heroben gefällt mir. Hier wird man mich sicher noch öfters sehen. Muss ich ja auch, will ich den Bezirk Jennersdorf ja mittlerweile auch bewandern. Da gibt es sicher den einen oder anderen Weg von der Therme herauf. Wird alles noch erkundet. Versprochen! Aber an einem anderen Tag. Schön war’s wieder mal.
Günther Schranz, 12. Oktober 2024