Warum eine Tour gehen, wenn es auch zwei sein können? Das war in etwa der Gedanke, der mich heute dazu verleitete, an meine Binderberg-Runde in Oberhenndorf, auch noch diese Tour anzuhängen. Ein weiterer Grund war die Tageszeit. Die Sonne war bald dabei unterzugehen.
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Was wiederum die Hoffnung auf besonders schöne Fotos aufkommen lies. Von der Aussichtswarte am Hochkogel oben. Diesen Platz hatte ich zwar, im Rahmen meiner 30km XXL Wanderung, besucht. Das war aber einerseits schon Jahre her und andererseits hatte ich erst vor ein paar Tagen die Uhudlerviertelrunde in Eltendorf, im Zuge einer Recherche, entdeckt.
Und dabei war mir besonders die „Aussichtswarte“, die vom örtlichen Tourismusverband auf dieser Tour angepriesen wurde, ins Auge gestochen. Ich konnte mich nicht erinnern, dort das Konstrukt einer Aussichtswarte gesehen zu haben. War die neu errichtet worden? Das wollte ich auch herausfinden.
Also bog ich auf meiner Heimfahrt von Jennersdorf, in Eltendorf links ab, hinauf ins Hügelland des Uhudlerviertels. Dort angekommen wurde ich zunächst vom regen Treiben überrascht. Hier standen einige Autos. Und eine kleine Menschenansammlung gesellte sich rund um ein paar Pferde, samt den dazu gehörenden Reiterinnen.
Nun, why not? Scheint eben ein kleines Stelldichein zu sein. Einen Parkplatz hatte ich neben den anderen schnell gefunden. Und los ging meine kleine, aber hoffentlich feine, Runde durch das Uhudlerviertel.
Kaum ausgestiegen, erlebte ich mein erstes Highlight. Der gesamte Corso an Pferden zog mal mit, mal ohne Reiterin, im Sattel, hinter meinem Auto vorbei. Langsam, gemütlich und stressfrei. Und dabei freundlich lachend. Was aber jetzt nicht unbedingt die Höflichkeit als Grund hatte.
Vielmehr hatte sich die erste Reiterin erschreckt, als ich, just in den Moment als sie hinter meinem Auto langsam vorbei trabte, ausstieg. Was wiederum zur Folge hatte, dass die anderen herzhaft zu Lachen begannen. Natürlich konnte ich da selbst auch nicht anders, als einzustimmen. Und zuletzt auch die Erschrockene selbst.
Beim reden kommen ja die Leut‘ z’samm. Beim Lachen noch mehr. So soll’s sein.
Ein lustiger Tour-Start. Das macht auch bei mir Laune und guter Dinge spazierte ich nun auf meiner Route durch die Gasse, vorbei an einigen Kellerstöckln, hindurch. Die heurige Saison scheint hier weitgehend gelaufen zu sein. Die Gebäude wirken ein wenig verlassen. Aber hier und dort ein Auto verraten dennoch das sie nicht leer sind. Vermutlich sind sie vom frischen Oktoberwind ins Innere geflüchtet.
Wohl aber stehen noch die Bänke und Tische der Schanigärten vor den Gebäuden. Also so ganz hat man die Saison doch noch nicht aufgegeben und hofft vermutlich noch auf den einen oder anderen warmen Oktobertag. Im Gegensatz zur Buschenschank Saison war ja die Wandersaison jetzt im vollen Gange.
Mein Handy halte ich in ständiger Bereitschaft in der linken Hand. Zu schön sind die herbstlichen Lichtverhältnisse gerade, um ein Foto zu verpassen. Zwei Stöckl vor mir sitzt ein Trio, vom Alter her geschätzt in den Zwanzigern, gerade auf der Bank, etwas erhöht, vor einem Stöckl und beobachtet mich offensichtlich.
Was sich die wohl grad denken mögen? „Immer diese fotowütigen Touristen?“, oder „Jössas, wie schaut der denn aus?“, oder war es gar „Ein illegaler Migrant, fasst ihn!“
Erfahren werde ich es nie, wie die Kombination aus meinem bunten, verschlissenen, winterlichen „Lieblingsanorak“, grauer Thermohose und Jeanskappe mit darüber gestülpter brauner Kapuze vom Hoodie drunter, auf sie wirkte. Ich kam ja mit verschwitztem T-Shirt von der ersten Tour und wollte keine Verkühlung riskieren. Also hatte ich die leichte, feuchte Oberjacke mit dem, zur Sicherheit immer im Auto liegenden, Anorak ersetzt.
Mit ins Gesicht gezogener Kappe und Kapuze drüber marschiere ich bei ihnen vorbei und grüße rauf. Sie grüßen zurück, aber so ganz verstehen sie es nicht, so wie sie mich ansehen. Nun ja, die drei sitzen, der untergehenden Sonne zugewandt, in T-Shirts da. Vermutlich auch schön gewärmt vom Uhudler.
Schmunzelnd setze ich meine Tour fort. Hier, bei den Kellerstöckln, wandert man auch an 2 Stationen eines Lehrpfades vorbei. Die „Bachanten“ und die „Gärung“. Daneben auch Wissenswertes zur jeweiligen Station. Von diesen Stationen gibt es noch mehr, auf weiteren Wanderwegen rund um Eltendorf. Die stehen natürlich auch noch auf meiner „To-Do-Liste“.
Aber nun bin ich, einige Fotos später, am Ende der Gasse angelangt und marschiere in den Wald hinein. Zumindest leiten mich die Schilder in diese Richtung. Weil, meine Route am Handy sagt etwas anderes. Die meint, ich müsse da, vor dem Wald, rechts hinauf. Dummerweise finde ich da aber keinen Weg. Was ich aber finde, ist ein neu errichtetes Kellerstöckl. Wo der Weg war.
So folge ich also den Schildern in den Wald hinein. Viele Wege führen ja nach Rom. Und hoffentlich einer davon auch zur Aussichtswarte hinauf. Im Wald gehe ich eine lang gezogene Rechts-Schleife. Die Richtung stimmt. Und bald sehe ich auch ein weiteres Schild, das mich auffordert, rechts hinauf zu gehen. Ja, ich bin richtig.
„Terra Authentica“ – so der Marketing-Name unter dem hier, in Eltendorf, diverse Touren zusammen gefasst sind. Und darunter „Uhudlerviertel-Rundwanderweg“. Nur der Pfeil deutet in die entgegengesetzte Richtung, in der ich gerade unterwegs bin. Macht aber auch nichts. Rund ist nun mal rund, aus welcher Richtung auch immer.
Den Anstieg hinauf stampfend trete ich bald darauf wieder aus dem Wald heraus und finde mich, am Waldrand, vor einem Weingarten wieder. Von der Umgebung im Tal sehe ich, ob der Weinstöcke aber nicht viel. Aber ich sehe ein geöffnetes Tor zum Weingarten. Natürlich gehe ich da rein. Schließlich muss ich gucken, ob man eventuell von der von außen erkennbaren, leichten Anhöhe, hier drinnen, mehr von der Gegend unten sieht.
Tatsächlich. Von hier aus hat man einen halbwegs guten Blick runter. Wenn auch nicht wirklich das, was man unter einem schönen Panorama versteht. Das verhindern die Weinstöcke. Aber immerhin. Und schließlich habe ich ja den eigentlichen Aussichtspunkt, die Aussichtswarte, noch vor mir.
Also wieder runter zum Weg und diesen entlang. Noch ein kurzes Stück durch den Wald und dann definitiv zwischen Wald und Weingärten entlang. Hier finde ich eine Holzhütte. Daneben eine graue Liege. Und dahinter eine große Info-Tafel. Ein paar Meter weiter, hüfthoch, Richtung Weingarten, bzw. dem imaginären Tal dahinter gerichtet, ein weiteres grosses Schild.
Aussichtswarte Hochkogel im Uhudlerviertel Eltendorf. Ähm … wie jetzt?
Zur Erklärung. Ich stehe also vor dem Schild. Dahinter etwa 1,5 Meter hohe Weinstöcke, die den Blick auf das Tal verhindern. Weit und breit ist kein Bauwerk einer Aussichtswarte zu sehen. Und ich komme mir jetzt ein wenig „verarscht“ vor. Gerade mal zwischen den Weinstöcken hindurch kann man hie und da die Gegend im Tal erkennen. Aber hier den Begriff Aussichtswarte zu verwenden, ist schon sehr ambitioniert.
Außerdem kannte ich sowohl den Platz als auch das Schild bereits. Seit meiner Tour hatte sich nichts geändert. Nur das Schild war ein wenig mehr vergilbt, als damals. Aber was solls. Vielleicht hat die Gemeinde bzw. der örtliche Tourismusverband, ja aktuell andere Sorgen, als sich um die Aussicht hier heroben zu kümmern. Und vielleicht war die Aussicht ja noch schön, als die Weinstöcke kleiner waren?
Dennoch, diese ganzen „Vielleicht“ machen die Sicht jetzt auch nicht besser. Und die Ironie am Rande stellte ja auch diese graue Liege dar. Was genau sah man sich von dieser aus an? Die Weinstöcke? Man verzeihe mir an dieser Stelle meinen Sarkasmus, aber das ganze Szenario hier ist für mich enttäuschend. Was vielleicht ein wenig zur Verteidigung zu sagen wäre, ist das man schon die dahinter liegenden, bewaldeten Hügel sieht. Also Aussicht, mit Abstrichen.
Meiner Meinung nach auch ein ziemlicher Schuss nach hinten, wenn jemand extra wegen der schönen Aussicht hier herauf wandert. Es wäre ja auch kein Unding, denke ich, hier eine kleine, ein wenig erhöhte Plattform zu errichten, bei der man tatsächlich über die Weinstöcke schön ins Tal hinunter sieht. Wenn schon „Aussichtswarte“, dann auch richtig. Doch vielleicht bin ich selbst auch zu verwöhnt von den anderen Aussichtswarten, die ich beim Wandern in der Umgebung bereits besucht habe.
Aber gut. So ist es halt. Leider werden eben auch meine angedachten Sonnenuntergang-Fotos von hier heroben nicht die erhoffte Wirkung haben. So mache ich eben ein paar und drehe auch ein Video von der Aussicht, bei dem ich versuche die Hände so weit wie möglich über den Kopf zu halten, um die Weinstöcke doch noch ein wenig zu überblicken.
Schlussendlich hake ich diese Geschichte aber ab und spaziere weiter. Vor mir liegt ja nur mehr ein der leichte, lockere Abstieg.
Und jetzt freue ich mich ehrlicherweise auch schon auf den heißen Kaffee zu Hause. Weil eine eventuell noch folgende, positive Überraschung erwarte ich für den Rest der Tour nicht wirklich.
Nach den Weingärten führt die Route wieder ein Stück weit durch den Wald. Was mir auf diesem Abschnitt gut gefällt ist der tiefe Graben hier am Weg. Links und rechts stehen die Bäume etwa 3 bis 4 Meter höher und der Weg führt dazwischen, tiefer hindurch.
Hier scheint sich das Wasser mit der Zeit einen Weg ins Tal gebahnt zu haben. Und dabei den Weg mit der Zeit immer tiefer gelegt und ausgewaschen zu haben. Wirkt irgendwie kolossal.
Aus dem Wald heraus geht es nun ein Stück weit über Land. Hier wieder mit schöner Aussicht ins Tal hinunter. Am letzten Teil des Weges sieht man auch über die Kellerstöckl hinweg ins Tal dahinter.
Das wiederum gefällt mir und ich ordne es nun doch noch in eine letzte positive Überraschung ein.
Aber jetzt geht’s endgültig ab nach Hause. Keine weitere Tour heute.
Von dieser Tour, dem „Uhudlerviertel-Rundwanderweg“, kann ich nur sagen: Wer Bewegung machen möchte und ein wenig von der Gegend sehen möchte, für den ist sie allemal geeignet. Wer sich aber eine grossartige Aussicht am Hochkogel erwartet, wird eher enttäuscht sein.
Aber vielleicht kommt die Aussichtswarte ja noch. Man darf gespannt sein. In diesem Sinne „Auf Wiederlesen“ und bis zur nächsten Tour!
PS: Für einen Stopp bzw. eine Einkehr im Uhudlerviertel war es mir heute zu frisch und ich war zugegeben auch schon zu müde. Das macht ja alleine auch weniger Spaß. Wird aber sicherlich noch nachgeholt, zusammen mit Manuela, oder miteinander in einer Gruppe gleichgesinnter „Wanderlustiger“.
Günther Schranz, 12. Oktober 2024