Hier waren wir, zugegebenermaßen, noch nicht allzu oft. Die Gegenden, in denen wir uns im Normalfall aufhalten, liegen dann doch ein wenig woanders. Aber wenn wir im Gasthof Gerlinde Gibiser in Heiligenkreuz waren, gab es absolut nichts zu beanstanden. Im Gegenteil, eigentlich nur Gutes zu berichten.
Eigentlich ist ja der Besuch hier ein kleines Erlebnis. Für Menschen, die einen Hang zum klassischen Sammelsurium haben, gar ein Abenteuer. Was von aussen so bieder und ein wenig „in die Jahre gekommen“ oder gar spiessbürgerlich wirkt, wird beim Betreten des Gastraums zur Metamorphose.

Auf den Tischen findet man stilsicheres Gedeck. Natürlich auf weissem Linen, versteht sich. Die lange Bar könnte von einer amerikanischen Cocktailbar stammen. Und beim Hinsetzen fühlt man sich ein wenig wie im eigenen Wohnzimmer, ob der weichen Polsterung.
Sieht man sich ein wenig um, fällt einem sofort der übermässige Bestand an Dekorationsgegenständen auf. Böse Zungen würden behaupten: Wie in einem „Tante Emma Laden“. Der geübte Blick verrät aber das hinter diesem scheinbar chaotischem Sammelsurium ein herzliche Ordnung steckt. Mit viel Liebe gemacht. Und auch sauber. Wer hier jede Woche putzt heisst mit Nachnamen sicher „Norris“ (Chuck).
Was man auch gleich bemerkt ist die Klasse. Es ist zwar „nur“ ein Wirtshaus am Land. Und sogar unweit der ungarischen Grenze. Aber man merkt sofort das man in der Business-Class Platz genommen hat. Freundliche zuvorkommende Kellner, ohne aufdringlich zu wirken. Die immer auch für einen unterhaltsamen Smalltalk zu haben sind.

Und dieses Gefühl verstärkt sich noch wenn man die Speisekarte studiert. Ein Ensemble, das in dieser Form nicht das ganze Jahr über so serviert werden kann. Ergo, die Karte wird vermutlich saisonal gewechselt. Wohl findet man auch Klassiker wie das Wiener Schnitzel auf der Karte, aber eben auch vieles andere, was man oft woanders nicht findet. Eindeutig ist jedenfalls die Nähe zu Ungarn erkennbar. Auch in der Speisekarte.
Wegen Hunger haben wir bis dato hier noch nicht halt gemacht. Diese Ehrlichkeit lässt mich jedoch gleich darauf auch ein Dessert „in den Himmel“ loben. Die Somlauer Nockerl hier sind grenzgenial. Und mit extra viel Liebe zubereitet. Der Koch (oder ist es ein Patissier?) muß jedenfalls ein Künstler seines Fachs sein.
Der Kaffee dazu mundet ebenso. In reichlicher Menge: Die Melange wird hier noch in der extra großen Tasse, natürlich mit schöner Haube, serviert. Und wer ein extra grosses Glas Wasser dazu bestellt, wie in meinem Fall, der bekommt ein Glas. Ein leeres. Und dazu eine grosse Flasche frisches Wasser mit rustikalem Metallbügel-Verschluß. Business-Class eben.












Wenn der Tag geht, kommt beim „Gibiser“ auch die versteckte Romantik zum Vorschein. Dann wird die sommerliche Terrasse vor dem Eingang des Lokals zum Mondscheinkino bei Kerzenschein. Allerdings ohne Film. Den drehen die Gäste selbst. Als Hauptdarsteller. Schliesslich ist hier der Gast auch König.
Gasthof Gerlinde Gibiser
7561 Heiligenkreuz im Lafnitztal, Ob. Hauptstr. 10
g-gibiser.at