Bei dieser Rundwanderung von Inzenhof auf den Fuchsberg hinauf und über die Staatsgrenze wieder zurück ist Kondition erforderlich. Nicht jedermanns Sache ist sicher auch der Abschnitt an der Staatsgrenze. Bei Zweifeln ob der richtigen Route am Besten nach der Tourführung auf der GPX Datei richten. Startpunkt dieser Tour ist bei der Kirche in Inzenhof.
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Ein richtig guter Tag war heute. Ich hatte bei der Website enorme Fortschritte zu verzeichnen und war richtig gut drauf. Zum Programmieren und Designen. Aber ein wenig Bewegung sollte ja als Ausgleich zum vielen Sitzen auch gemacht werden. Und so entschloss ich mich, spät aber doch, nach 17 Uhr doch noch eine Tour zu gehen. Und anscheinend war ich nicht der Einzige. Aber dazu später.
Von den Temperaturen her war es kein ausgewiesenes Wanderwetter heute. Langsam fing der Abend an, aber das Thermometer wollte und wollte nicht unter die 30°C Marke fallen. Im Normalfall wäre das für mich ja ein richtiges No-Go. Und eine gute Ausrede. Heute wollte ich aber beides nicht gelten lassen. Mit Fortdauer des Abends würden, mit Sicherheit, auch die Temperaturen fallen.

Als zusätzlichen Kick hatte ich mir als Route eine Grenzwanderung ausgesucht. Im Eck zwischen Inzenhof und Neustift prangte noch ein weisser Fleck auf meiner Heatmap. Der sollte heute mit vielen Schritten befüllt werden. Also startete ich meinen Boliden und auf nach Inzenhof!
Angekommen im Ort fand ich bei der Kirche genügend freie Plätze. Ein Parkplatz sollte hier grundsätzlich nicht das Problem sein. Wir reden hier nach nicht von einer Metropole. Eher von einer Nekropole. Nein, war natürlich ein Scherz. Hier wandeln zumeist noch Lebende, auch wenn der Ort ein wenig „am Arsch der Welt“ liegt. Ich hoffe an dieser Stelle das der Bürgermeister auch Humor hat.
Und er ist sogar auch noch extra schön dazu. Hätte ich mir jetzt gar nicht so erwartet von diesem Dorf an der Grenze. Eine gepflegte Kirche samt schönem gemähtem Rasen. Das Ortsbild ist stimmig und die Häuser großteils richtig schmuck. Da hat sich ja einiges geändert in den letzten Jahren. Zuletzt war ich ja, bei Tageslicht, vor 6 oder 7 Jahren hier gewesen. Das hatte ich ein wenig anders in Erinnerung.

Aber bevor ich weiter lange herum schwafele, schau ich mir das jetzt einfach mal an. Tracker auf „On“, Wasserflasche umgeschnallt, Sonnenschutz am Kopf und los geht’s. Meine gewählte Strecke führt ab der Kirche zunächst nach Westen, Richtung Fuchsberg. Den wollte ich heute „erklimmen“. Der letzte „Gipfel, im Südosten von Güssing, der mir noch fehlt in meiner Sammlung.
Am (dauerhaft geschlossenen) Gasthof Kurta, der Feuerwehr, dem Gemeindeamt, weiteren schönen Häusern und am Sportplatz vorbei spaziere ich bis zur ersten Straßengabelung. Hier nehme ich die rechte Straße und marschiere diesen flachen Teil der Strecke gut gelaunt weiter. Ein paar Meter später, an einer weiteren Gabelung, entdecke ich ein, teils begrüntes, Jesuskreuz mit einem gepflegten, großen Blumenbeet darunter.
Und gegossen scheint es auch täglich zu werden. Wie sonst wären die frischen, bunten, farbenprächtigen Blüten zu erklären? Hm, soll ich schauen, ob sie vielleicht aus Plastik sind? Nein, ich vertraue blind auf die Motivation des hiesigen zuständigen Pflanzenpflegepersonals.

Nachdem ich das schöne Arrangement in meinem Handy gespeichert hatte, fragte ich mich: Wo muss ich nun weiter? Tendenziell bequem würde ich sagen links. Weil es flacher ist. Aber vermutlich ist es rechts, weil der Fuchsberg ja nicht umsonst „Berg“ im Namen trägt. Mein Handy bestätigt Letzteres. Schluss mit lustig. Rauf geht’s jetzt.
Die ersten Meter sind hier ohne weiteres bequem zu bewältigen. Nur eine leichte Steigung. So könnte es bleiben. Und als ob der Gedanke die Realität beeinflussen würde, merke ich wie sich der Anstieg langsam ins Gegenteil verändert. Und nach der ersten Kurve zerplatzt mein Traum eines gemütlichen Wanderns vollends.
„Dieser Weg wird kein leichter sein … “, summt es gedanklich in meinem Kopf, als ich den weithin überschaubaren nächsten Streckenabschnitt „realisiere“. Ab meinem Punkt hier kann ich etwa einen Kilometer vorausschauen und bin konfrontiert mit einer Art Bergstraße, nur ohne Serpentinen. Eben ziemlich geradeaus. Und kaum irgendwelche Bäume dazwischen. Ergo heiß.

„ … ist steinig und schwer.“ Ersteres nein, ich wandere ja auf Asphalt. Letzteres ja. Aber wo Schatten ist, soll ja auch Licht sein. Blödes Wortspiel oder? Wenn kaum Schatten auf der Strecke ist. Aber das kreative Licht des Handyfotographen, erfüllt mich beim Umdrehen in Form des sich verändernden Panoramas auf Inzenhof. Gefällt mir. Heißt auch, viele Fotopausen zu erwarten. Und nie und nimmer Pausen wegen der Kondition! Nein niemals (wer’s glaubt)!
Ein wenig abseits zu meiner rechten, entdecke ich im Garten eine übermannsgroße Holzstatue. Ein geschnitzter Adler. Sieht gut aus. Links, hinter dem nächsten Hügel am Horizont, blitzt der Kirchturm vom Glockenberg und paar Hausdächer des zu Kleinmürbisch gehörigen Ortsteils hervor.

Knappe 20 Minuten war ich unterwegs als ich unter dem einzigen schattenspendenden Baum hier am Straßenrand ein wenig „abkühle“. Heiß ist es heute. Aber nach diesem Anstieg sollten ja, der Streckenplanung nach, fast nur mehr Waldabschnitte kommen. Also kühler werden. Das motiviert dann doch.
Am Hügel oben, auf meinem Streckenverlauf, kann ich jemanden erkennen, der sichtlich gerade mit seinem Hund Gassi geht. Also bin ich nicht der einzige „Depp“ der sich bei diesen Temperaturen zu körperlichen Tätigkeiten unter der Sonne entschließt. Und der scheint sich in meine Richtung zu bewegen.
Nun denn, es hilft nichts. Weiter geht’s. Schritt für Schritt bergauf dem Gipfel, entgegen. Etwa auf der Hälfte begegne ich dem Hund mit Herrchen dann.
„Ja hallo, dich kenn ich auch von wo?!“
begrüße ich das Herrchen
Dazu muss ich sagen, dass ich grundsätzlich vor allen Menschen Respekt habe und diese, besonders Ältere, auch mit „Sie“ anspreche. Aber „Quasi-Kollegen“ die auch dem Wandern oder ähnlichen schritthaften Tätigkeiten (wie Gassi gehen) nachgehen werden von mir mit einem kollegialen „Du“ beglückt.
Ich ernte ein freundliches Lächeln und irgendwas mit einem „Ja …“. Und wir schütteln uns die Hände. Ich hatte noch nie einem Prominenten, der gleichzeitig auch meine Bewunderung hat, die Hand geschüttelt. Aber jetzt durfte ich mit Andreas Vitasek sogar Small-Talk führen.
Genau im O-Ton wieder geben kann ich die nächsten, etwa 10 Minuten, natürlich nicht. Aber die Thematiken drehten sich im Zeitraffer von den Umständen, weshalb jeder von uns in der prallen Sonne unterwegs ist, über die jeweilige Verwendungsart derselben Smart-Watch (Puls und Blutdruck, man wird ja nicht jünger) bis hin zu den klassischen Fragen der Herkunft und der Lebensumstände.
Irgendwann mittendrin stellte Andi dann eine per Sie Frage, worauf ich in frecher Dreistigkeit das Du-Wort einforderte.
„Zu mir kannst ruhig du sagen, so alt bin ich noch nicht“
Wanderer unter sich: Per Du
„Schön, ich bin der Andi“ – „Und ich der Günther.“
Von meinem Empfinden her war der Talk angenehm. Aber was weiß ich, was Prominente unter einem angenehmen Talk verstehen. Ich kann mir ja irgendwie durchaus vorstellen, wie das sein muss, wenn alles und jeder, ob der Prominenz, mit einem Sprechen, oder sich irgendwie austauschen möchte, sofern er sie es die Möglichkeit dazu bekommt.
Vermutlich ist es der Drang des „Unprominenten“ sich mit seinem Idol auf eine Art verbale Stufe zu stellen. Anerkennung und Aufmerksamkeit von ebendiesem zu erhalten, um diesen Moment danach stolz in einen fett beschrifteten Ordner in den Erinnerungen abzulegen.
„Ein paar Philharmoniker sollen sich ja auch ein Haus hier gekauft haben“, informierte mich Andi zwischendurch, als es um prominente Kollegen ging, die sich ebenso in Inzenhof einen Wohnsitz zugelegt hatten.
„Aber spielen tun sie hoffentlich nicht?!“, war meine Antwort darauf.
„Wenn, dann hoffentlich nur mit der (Zieh)Harmonika!“, setzte Andi eines drauf.
So ging es die paar Minuten verbal dahin. Und am Ende dieser angenehmen Pause machte ich etwas, was ich noch nie zuvor gemacht hatte.

„Ich trau mich ja fast nicht fragen … aber wär es möglich das wir ein Selfie machen?!“, fragte ich und es war mir tatsächlich peinlich. Aber es war mir ad hoc in den Sinn gekommen und die Stimmung war gut.
„Ja klar!“, kam als Antwort. „Du könntest aus deinen Touren und Fotos ja auch ein Reisetagebuch machen!“, machte mir Andi sogar als Vorschlag.
„Ja, das könnte ich“, war meine einzige Antwort.
Obwohl ich ja eigentlich schon an der Website und genau an eben diesem Thema arbeitete. Aber irgendwie ist man schon froh, man neben einem derartig bekannten Menschen, korrekt gebildete Sätze aus dem Sprachorgan bringt. Richtig logische und stimmige Antworten unter Einsatz des Hirns sind in diesem Moment schon viel zu viel verlangt. Zumindest ging es mir so. Ich glaube, das korrekte Wort dafür heißt: Nervosität.
Wie auch immer. Das Selfie war, nachdem ich es auch geschafft hatte das Handy in den Selfie-Modus zu bringen, im Kasten. Wir verabschiedeten uns wechselseitig mit einem abermaligen Handshake und einem „Schönen Tag noch!“
Eines muss ich aber noch anmerken. Im Zuge der „Warum bewegen wir jetzt uns in der heissen Sonne?!“ Thematik musste ich natürlich sagen, dass ich bereits etliche Kilometer im Bezirk gewandert war. Ich glaube, ich hatte 2.800 km erwähnt. Was ja an und für sich auch korrekt ist.
Aber das Bild dabei muss für Götter gewesen sein. Ich, mit der Wampe und den Kilos des „Nicht-Wanderns“ der letzten Monate (Herzinfarkt meiner Gefährtin, Umzug, keine Zeit, keine Motivation, etc.). Und dann gebe ich 2.800 km an. Mich würde es absolut nicht wundern, wenn ich mich in einer Passage seines nächsten Programms wiederfinde.
„Im Süden gibt es anatomische Wundermenschen, die 2.800 km wandern und dabei kein Kilo verlieren. Aber vermutlich ist die Wampe ja auch gewollt, als Ballastausgleich für den nicht vorhandenen Rucksack am Rücken …“
Ich freu mich drauf.

Nach dieser kurzweiligen Pause und erfüllt von Endorphinen war der restliche Berg im Grund genommen nur noch Formsache. Fast schon oben, am Gipfel, traf ich abermals einen Gesprächspartner. Besser gesagt eine Gesprächspartnerin. Eine ältere, rüstige, richtig aktive Dame werkte gerade mit ihren geschätzten 70 Jahren im Vorgarten eines Hauses.
Auch hier kamen wir ins unterhaltsame Gespräch und „palaverten“ (redeten) ähnliche 10 Minuten über dies und das. Das Wetter, die Arbeit, das Wandern und die Prominenz der Umgebung. Am Ende dieses Gesprächs war ich hier aber schon richtig ungeduldig. Hatte ich doch noch etliche Kilometer vor mir und war jetzt grade mal bei Kilometer 1,7. Und es waren schon fast 40 Minuten vergangen.

Jetzt aber los. Und nach einer schnellen freundlichen Verabschiedung – „Ich muß los, sonst wird es mir zu dunkel“ – war ich auch schon (oder endlich) wieder unterwegs. Hätte ich nicht die Tour vor mir gehabt, ich wäre noch geblieben. Die ältere Dame war auch ganz auf meiner Wellenlänge gewesen. Hat Spaß gemacht.
An weiterhin schönen Häusern vorbei wandere ich nun durch einen kühlen Waldabschnitt den Berg weiter hinauf. Hier stehen auch mal Häuser mit langer Auffahrt und Charakteristik eines Anwesens. Jedoch ohne großartige Einfriedung, Zaun oder Ähnlichem. Irgendwie offen gehalten, als wolle man sich nicht abgrenzen oder „einkasteln“.
Nach 46 Minuten (oder 2,4 Kilometern) Gesamtzeit stehe ich dann oben am Fuchsberg. Der heutige Gipfel ist geschafft. Hier habe ich noch das Glück, die Aussicht genießen zu dürfen. Die höchste Stelle ist zwar an der Kreuzung mitten im Wald, aber ein Waldweg führt zu einer, keine 20 Meter entfernten, Lichtung hinaus.

Schöne Aussicht. Noch. Weil hier sehe ich bereits großflächig eingestampfte Steher für einen Zaun. Dieses Grundstück dürfte jemand erworben haben. Und es ist, ob der Sackgasse zur Lichtung, sichtlich nur mehr eine Frage der Zeit, bis nur mehr der Besitzer die Aussicht genießen darf. Glück gehabt.
Wieder zurück am asphaltierten Weg marschiere ich meinen Weg weiter. Nun abfallend und angenehm. Mittlerweile hat sich das Thermometer auch dazu entschieden, die 30°C Marke zu unterschreiten. Gut so!
Aus dem Wald heraußen öffnet sich das Tal zu beiden Seiten und ich wandere auf dem Hügelkamm mit toller Aussicht dahin. Wirklich schön. Die bereits tiefer stehende Sonne untermalt die Stimmung noch. Direkt vor mir, zu meiner Rechten, begrenzen Holzgatter eine Pferdekoppel und in weiterer Ferne am gegenüberliegenden Hügel, kann ich eine Siedlung erkennen.

Links von mir das satte, hohe Gras der Wiesen im August und dahinter erstrecken sich die bewaldeten Hügel des Südburgenlands. Soweit das Auge reicht. Das bedeutet natürlich wiederum viele, viele Fotos.
Danach folgt wieder ein waldiger Abschnitt, bis ich bei Streckenkilometer 3,15 an meinem geplanten „Abbieger“, an der nächsten Querstraße angelangt bin. Hier geht meine Route nun links weiter. Weiterhin im kühlen Wald und weiterhin leicht bergab. Das gefällt mir natürlich.
Auf diesem Abschnitt gibt es nicht wirklich viel zu sehen außer viel Wald. Das vermehrte Verkehrsaufkommen hier ist vielleicht eine Erwähnung wert. Scheint sich um eine wichtige Verbindung zu handeln, wenn es auch nur eine Bezirksstraße, ohne „Straßenbemalung“ ist. Auf der schön geschwungenen Straße brav links gehen und bei Gegenverkehr kurz auf den „Gemüsestreifen“ neben der Straße ausweichen. So passt das dann schon.

Bei insgesamt 3,6 Kilometern komme ich dann bei einer Kapelle vorbei, bei der ich erst gestern, auf meiner Tour Nr. 234, gewesen war. Hier war ich rechts abgebogen, auf meinem Weg zum „Hundseck“ hinauf. Heute aber führt meine Route geradeaus weiter. Bald sollte ich das nächste „Highlight“ erreichen. Eine echte Grenzwanderung.
Der Charakter der Route bleibt auch auf den folgenden 1,5 Kilometern gleich. Einzige Abwechslung ist die zu passierende Straßenkreuzung, die nach Neustift hinunter führt. Hier war ich gestern herauf gewandert. Abermals wandere ich hier aber geradeaus. Zur Grenze.
Nun muss ich aufmerksam sein. Bei Kilometer 4,6 etwa sollte ein Feldweg direkt an der österreichisch-ungarischen Grenze entlang führen. In genau diesen wollte ich rein. Und da war er auch schon. Nicht zu übersehen. Ein breiter Feldweg. Am Anfang. Der aber zusehends schmäler wird.

Auf den folgenden 500 Metern lerne ich nun Überbleibsel des aufgehobenen „Eisernen Vorhangs“ kennen. Viel sieht man aber nicht mehr. Ein ausgehobener Graben durch den Wald ist aber dennoch unübersehbarer Zeitzeuge der ehemaligen Grenze zwischen Ost und West. Vermutlich ist hier früher der Stacheldrahtzaun verlaufen.
Und diesen Graben wandere ich nun entlang. Begleitet in regelmäßigen Abständen von Grenzsteinen. 1922 ist darauf zu lesen und ein Ö oder ein M (Magyarország). Auf der jeweiligen Seite des Steines. Von Grenzschutz oder Soldaten ist weit und breit nichts zu sehen. Schade eigentlich. Gerade für diesen Fall hatte ich heute extra meinen Reisepass eingesteckt.

Bei einem dieser Steine mache ich kurz Pause und trinke ein paar kräftige Schlucke aus meiner Wasserflasche. Die Hälfte meiner heutigen Tour hatte ich nun bereits hinter mir. Und vor mir lag nur mehr, eine von der Steigung her, angenehme Strecke. Ob die aber auch genauso angenehm zu gehen ist? Das wird sich weisen.
Im Moment muss ich jedenfalls darauf achten, den Weg nicht zu verlassen. Und das ist gar nicht so einfach. Nicht immer ist dieser Grenzweg klar ersichtlich. Und mitunter stehen auch keine begleitenden Grenzsteine. Dann kommt wieder ein Stück, wo der Weg endet und ich fast hinab springen muss. Durchaus abwechslungsreich.
Der Weg führt in weiterer Folge, kurz nach Kilometer 5, aus dem Wald heraus und an dessen Rand entlang. Ich kann eine Siedlung auf österreichischer Seite erkennen. Keine 100 Meter von der Grenze entfernt. Würde ich hier wohnen wollen, frage ich mich. Wohl eher nicht. Wobei die Menschen hier das einfach so gewohnt sind und vermutlich über jeden lachen, der sich hier unwohl fühlt. Weil schön ist die Gegend ja und vor allem mitten in der Natur. Ohne viel Verkehr.
Wo genau geht’s jetzt weiter?
Wenn die Route am Handy mit der Realität „streitet“
Mein Handy sagt mir, hier muss ich wieder in den Wald rein. Und dann stehe ich vor dem Nichts. Wohin genau soll ich jetzt? Vor mir ist weder Weg noch Pfad. Aber schulterhohe Stauden, Gestrüpp, Dickicht. Hm. Ein weiterer Blick aufs Handy sagt mir, dass ich hier richtig wäre.

Nun gut, dann geht es eben auf österreichischer Seite weiter. So spaziere ich das kurze Stück zur Straße und wandere rechts weiter, Richtung Inzenhof. Aber bevor ich die Häuser der Siedlung erreiche, sehe ich wieder einen Feldweg rechts wegführen, zum Wald. „Einmal probiere ich es noch“, sage ich zu mir selbst und wandere diesen hinein.
Bingo! Hundert Meter weiter treffe ich wieder auf den Grenzweg. Allerdings kommt hier auch einer von rechts. Und woher kommt der bitte?, frage ich mich. War ich vorhin irgendwo falsch abgebogen? Ich werde es nie herausfinden. Und schon gar nicht jetzt. Also weiter, nach links, den Grenzweg entlang.
5,5 Kilometer lagen nun hinter mir und noch etwa 2 vor mir. Das Ziel rückt näher.

Gleich zu Beginn dieses Abschnitts spaziere ich an einem, etwa Fußballfeld großen, Grundstück mit einem kleinen, gemauertem Haus und einem Fischteich vorbei. Das Ungewöhnliche an diesem Areal ist die massive, gemauerte Mauer ringsum. Die ist zwar mittlerweile verwittert und teils eingebrochen, aber liegt an einer Seite genau an der Grenze. Wer wohnt denn in so etwas?, frage ich mich.
Seltsam ist auch der extra breite, große Rauchfang, der so gar nicht zum Rest, bzw. zur Größe, des Hauses passt. Vielleicht eine eingebaute „Selch“?, mutmaße ich. Dem Zustand nach scheint es jedenfalls schon längere Zeit unbewohnt zu sein. Der Fischteich führt auch nur mehr Restwasser. Und dennoch bleibt die Frage, was war das mal?
Mit diesen Gedanken wandere ich meine Route weiter und eine andere „Wandersfrau“ kommt mir entgegen. Stylisch in blauer, fast hautenger Kleidung, mit blonden langen Haaren. Hallo“ begrüßen wir uns. Ich hatte ja keine Ahnung, dass mir heute auch noch „Supergirl“ begegnen würde … wobei, war Supergirl nicht brünett?

Brünett oder blond, egal. Jetzt hatte ich andere Sorgen. Geschätzte 500 Gelsen hatten sich zu einer Streitmacht verbündet mit dem Ziel meiner Wenigkeit, das Leben extra schwer zu machen. Und wie die lästig waren. Mein „ab und zu“ Wacheln mit den Händen nutzte original gar nichts. Es musste schon ein Dauerwacheln sein, das mir zumindest ein wenig Frieden bescherte.
So wanderte ich den letzten Waldabschnitt dahin. Mit Slapstick und Breakdance Einlagen, aus der Rubrik „Spastic-Dancing“. „Hey you, the Rock Steady Crew …“ (YouTube), erinnerte ich mich an die Breakdance-Songs meiner Jugend. Auch schon eine Zeitlang her. Früher war ja alles besser. War es das tatsächlich? Wohl eher nicht. Anders war es. Aber besser? Stoff genug für eine Podiumsdiskussion.

An der ich heute nicht teilnehmen werde. Ich bin in der „Pampa“ unterwegs. Bei Kilometer 6 meiner Tour. Durch eine eigentlich wunderschöne Wald- und Au-Landschaft hier an der Grenze. Wenn da nicht die „verfluchten“ Biester wären (der Leser verzeihe meine Emotionen, sie spiegeln nur meine Gemütslage wider).
Und endlich hat der Wald ein Ende. Dankbar verlasse ich „das Reich des Bösen“ und verabschiede mich mit einem gezielten Schlag auf meine Wange. Gelse Nummer 32 gekillt. Hoffe ich zumindest. Aber vermutlich war es nur ein geringer Prozentsatz, der tatsächlich zum Ableben eines dieser Geschöpfe geführt hat.
Nun spaziere ich, bei einsetzender Dämmerung wieder auf Asphalt, den Güterweg Richtung Neustift. Auch die Häuser kann ich bereits sehen. Das Ende ist nah. Am Hang links ober mir sehe ich ein paar Gebäude stehen. Die müssen eine schöne Aussicht haben. Und am gegenüberliegenden Hang, direkt vor mir, wird am Waldrand oben gerade fleißig gebaut.

Ob da ein Philharmoniker seine Dependance verwirklicht? Würde eine regelmäßige Abend-Sonate dieses Virtuosen die Lebensqualität in Inzenhof verbessern? Oder die Grundstückspreise in den Keller rasseln lassen? Würde es eine Bürgerwehr auf den Plan rufen oder Scharen an Fans zur Quelle des Klanges pilgern lassen?
Was würde eigentlich passieren, wenn sich Taylor Swift ein Haus in Inzenhof kauft?
Aus der Rubrik: Abstruse Gedanken beim Wandern
Man merkt, wenn die Strecke nicht so abwechslungsreich ist und der Körper müde wird, versucht mich mein Geist mit abstrusen Gedanken zu unterhalten. Dafür liebe ich ihn. Der passt zu mir.

So, nun bin ich wieder in Inzenhof und wandere auf der Hauptstraße der beschaulichen „Promi-Enklave“ (ja ich weiß so ganz stimmt der Ausdruck hier nicht, klingt aber interessant) entlang. Vorbei am Sportplatz, wo sich gerade ein paar Jugendliche ein „Sunset-Intermezzo“ liefern. Weiter an schön sanierten Häusern und abermals an der Feuerwehr vorbei. Und entdecke dabei auch eine Bücherzelle. Cool. Auch das gefällt mir.
Aber besonder gut gefällt mir jetzt die Ankunft bei meinem Auto. Eine schöne abwechslungsreiche Tour mit Promi-Faktor geht für mich zu Ende.
Und apropos „Promi“. Ein paar Dinge muss ich unbedingt noch loswerden:
1. Promis sind auch nur Menschen.
2. Andi (Vitasek) ist ein bodenständiger, sympathischer Vertreter seines Fachs. Er scheint abgenommen zu haben. Meine Wampe ist größer.
3. Er ist vermutlich der einzige Mensch der das Facebook („G’sichtsbiachl – Link zum Profil) richtig verstanden hat.
So, jetzt aber ab nach Hause. „My Coffee is waiting“ und beim Schlürfen meiner Gefährtin von den heutigen Ereignissen erzählen. Gefällt ihr ganz sicher.
Günther Schranz, 7. August 2024