Immer wieder auf- und abwärts geht es bei dieser hügeligen, knappe 6 Kilometer langen, Rundwanderung von Inzenhof nach Tschanigraben und retour. Abwechselnd auf Asphalt, Feld- und Waldweg. Mit einem Stück direkt an der Staatsgrenze. Vorgeschlagener Startpunkt dieser Tour ist bei der Kirche in Inzenhof.
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Die Hitzewelle nimmt aktuell kein Ende. Heute sollen die Temperaturen wieder auf 34°C klettern. Dabei wollte ich wandern. Mit diesen Gedanken reifte der Entschluss aus dem „wollte“ ein „tue ich“ zu machen. Zwar machte mir die Hitze zu schaffen, jedoch stellte sich für mich mittlerweile die Frage: Aus welchem Grund?
Darüber hatte ich mir noch nie so richtig Gedanken gemacht. War es Bequemlichkeit? Oder hatte es tatsächlich einen körperlichen Grund? Oder war doch auch nur einfach ein wenig Einbildung dabei? Und da ich mich ja selber auch gerne reflektiere, wollte ich genau das heute herausfinden. Mit einer Wanderung.

Gesagt. Getan. Kurz nach 17 Uhr brach ich also zu einem echten „Heatmapping“ (kleines Wortspiel, ob der „Hitze“) auf. Um aber nicht gleich alles zu riskieren und einen eventuellen Abbruch vorzubeugen plante ich meine Route durch viele Waldabschnitte.
Da war noch ein weisser Fleck auf meiner Karte. Unterhalb von Inzenhof. Der Bereich um Tschanigraben bis zur Grenze.
Start dieser Tour ist, wie schon öfters zuvor, bei der Kirche in Inzenhof. Hier sind immer genügend, auch schattige, Parkplätze frei. Wasserflasche verstaut. Kappe richten. Tracker auf „On“. Los geht’s.

Zunächst wandere ich, in westlicher Richtung, die Hauptstraße hinauf. Auch diesen Abschnitt war ich bereits ein paar Mal gegangen. Bei verschiedenen Touren. Am Kindergarten und Sportplatz vorbei, nach vor bis zur Straßengabelung. Hier halte ich mich zunächst links und kurz darauf, bei der ersten Möglichkeit, abermals links, den Güterweg hinein. Hier führte meine Route nun aus Inzenhof hinaus in die Natur.
Und ja. Es war heiß. Aber nicht unerträglich. Wie es scheint, spielt doch auch der Kopf eine wichtige Rolle. Mit einem unzweifelhaftem „ja das schaffe ich“, geht es gleich viel einfacher als mit einem zweifelhaftem „schau ma mal“. Aber auch wichtig: Sonnenschutz am Kopf und viel trinken. Unbedingt!

Der Güterweg ist hier angenehm zu gehen und asphaltiert. Hinter mir verschwinden die Häuser von Inzenhof nach und nach, und vor mir wartet der schattige Wald.
Ab 0,7 Kilometer trete ich dann in ebendiesen ein. Das bedeutet jedoch auch ein Ende des ersten angenehmen Abschnittes. Hier beginnt nun der erste Anstieg.
Meine Schritte den Temperaturen angepasst setze ich hier nun, langsamer aber stetig, einen vor den anderen. Kräfte einteilen, ist auch Teil meines heutigen Mottos. Halbhoch an der ersten Steigung entdecke ich dann auch schon ein erstes Highlight. Im Wildgehege zu meiner Rechten tummeln sich viele kleine Rehe.

Richtig herzig und süß anzusehen. Scheinen noch ziemlich jung zu sein, wie ihre Größe und die vielen weißen Flecken auf ihren Rücken vermuten lassen. Ein ganzes Rudel spielnder Kitze.
Sie hüpfen umher, jagen sich gegenseitig. Beschnuppern sich und haben offensichtlich so richtig Spaß zusammen. Das ständige Wedeln mit dem kleinen Schwanz verstärkt den Eindruck noch. Gefällt mir.
Und natürlich versuche ich, mich leise verhaltend, ein paar gute Fotos zu ergattern. Das gelingt mir nicht ganz. Die Kleinen haben mich bald entdeckt bzw. gewittert und verziehen sich langsam, aber dabei weiter spielend, ins Unterholz. Wenigstens hab ich sie nicht erschrocken.

Stetig bergauf geht es bei mir weiter. Mittlerweile hat sich das Band aus Asphalt in einen Feldweg umgewandelt. Hier ist es nun ein wenig anstrengender zu gehen, ob des gröberen Schotters als Unterlage. Jedoch auch deutlich kühler als in der prallen Sonne.
Bei Streckenkilometer 1,4 trete ich nach einem letzten, stärker ansteigenden Abschnitt, aus dem Wald heraus und nach Tschanigraben hinein.
Direkt an einer Straßenkreuzung. Links von mir entdecke ich den Bauhof und geradeaus weiter einen, leicht erhöhten, Rastplatz. Scheint ein Aussichtspunkt zu sein?
Das wird gleich herausgefunden. Die wenigen Meter hinüber spazierend mache ich ein paar Rundum-Fotos von Tschanigraben.
Eine kleine, idyllische Streusiedlung an der Grenze. Schöne Häuser, gepflegte Straßen bzw. Wege. Aber keine großartige Aussicht. Zumindest an diesem Rastplatz, der wohl eher der gemütlichen Zusammenkunft dient.
Prominentenstraße. Wie jetzt?
Leichtes Spiel für Paparazzi
Ich lese nochmals. Tatsächlich. Hier steht ein Wegweiser mit dem Titel „Prominentenstraße“. Mit Namen, Hausnummern und Pfeilen die in die Richtung weisen, wo der Prominente nun wohnt.

Ein Scherz oder?
Also ich bin mir nicht sicher, ob das nun wirklich ernst gemeint ist. Mein Wissen sagt mir, dass sich Prominente hier eher „verstecken“ und Ruhe suchen, als sich zu präsentieren. Aber was weiß ich schon. Unterhaltsam ist die Tafel in jedem Fall und ein Foto wert.
Weiter geht’s. Dort wo ich aus dem Wald getreten bin, halte ich mich nun rechts und spaziere die „Prominentenstraße“ entlang. LA, SW, W … hm. Also die Kennzeichen der Fahrzeuge, die in den Einfahrten oder am Straßenrand parken, klingen schon mal ein wenig „nicht von hier“ – ergo tatsächlich „prominent“?!?
Im Grunde ist es mir ja egal. Möge jeder machen, was ihm Spaß macht. Mache ich auch. Und marschiere auf meiner Route weiter.

Vorbei an den Dependancen vermeintlicher Berühmtheiten und auch liebevoll hergerichteten alten Häusern, aus Tschanigraben hinaus. Jetzt wieder auf einer asphaltierten Straße, gesäumt von Schatten spendenden Bäumen.
Nach einer halben Stunde, oder 2 Kilometern komme ich in der nächsten kleineren Streusiedlung an. Ein Schild verkündet mir nicht den Namen des neuen Ortes, nein – ich befinde mich ja nach wie vor in Tschanigraben – aber die Grenze unseres Landes. Achtung: Staatsgrenze!
Mein Stichwort. Hie muss ich nun irgendwo links abbiegen. Nach ein paar Minuten „Pionierarbeit“ am Handy und realen Suchens entdecke ich dann auch, zwischen zwei Häusern, den Feldweg. Hier führt meine Route weiter. An Holzstößen vorbei, mit ein wenig Aussicht, einen Hang hinab.

Am unteren Ende, an der Querstraße, biege ich rechts ab. Ein kurzer sonniger Abschnitt, ehe es wieder im schattigen Wald weiter geht. Hier steht auch ein altes Bauernhaus in absoluter Alleinlage. Aber in gutem Zustand. Also saniert.
Vielleicht sind der oder die Bewohner ja auch prominent? Ganz sicher!
Mit einem Schmunzeln spaziere ich in den Wald hinein. Der letzte Anstieg dieser Tour wartet schon auf mich. Jetzt, genau hier. Aber alleine gehe ich diesen nicht. Auf den folgenden 500 Metern „begleitet“ mich eine Bremse.
Und die ist sowas von treu. Selten ein derart loyales Insekt erlebt. Und so ein schnelles. Meine Versuche, mich von dem lästigen „Mitwanderer“ zu befreien, schlagen alle fehl. Im wahrsten Sinne des Wortes: Trefferquote gleich null.

Nach 51 Minuten, oder knapp 3 Kilometern, erreiche ich dann abermals die österreichisch-ungarische Grenze. Komischerweise ist nun auch die Bremse weg. Ob sie keinen Reisepass mit hat? Ha! Ich schon! Ein wenig später entdecke ich dann den Grund ihres Verschwindens, an meiner Wade. Sie war erfolgreich gewesen und offensichtlich satt.
Angekommen am höchsten Punkt meiner heutigen Tour verschnaufe ich nun mal kurz. Ein paar Schlucke aus meiner Wasserflasche. Und ein Blick auf die Route am Handy. Für die nächste Zeit wandere ich also genau am Grenzverlauf entlang. Im Wald.
Gefällt mir, vom Schatten her. Gleichzeitig hoffe ich aber auch, dass der Weg so bewanderbar bleibt wie bisher. Grenzen haben ja eigene Gesetze. So zumindest meine bisherige Erfahrung mit derartigen Abschnitten.

Und das tat er dann auch. Nach meiner Pause marschiere ich an der Grenze entlang, auf einem schönen, gut begehbaren Waldweg. Dieser wird sichtlich in regelmäßigen Abständen serviciert. Danke! Einzig bei einer kleinen Lichtung muss ich kurz den weiteren Verlauf suchen. Fand ich aber auch schnell.
Was mir natürlich besonders gefällt: Die Tour ist, seit dem höchsten Punkt (nach der „Bremse“), auf dem gesamten restlichen Verlauf nur mehr flach bis abfallend.
So war auch der eben beschriebene Weg. Dazu auch unspektakulär. Einziges Highlight war ein Eichhörnchen, welches in etwa 40 Metern Entfernung vor mir den Weg kreuzte.

Nach insgesamt 1 Stunde und 15 Minuten, oder 4,5 Kilometern, erreiche ich dann die Kreuzung im Wald, wo Manuela und ich bereits bei unserer „Wallfahrt“ nach St. Emmerich vorbei gekommen waren. Hier steht auch eine kleine Hütte, über die wir gerätselt haben: Maronibraten mitten in der Pampa? Man weiß es nicht.
Hier muss ich nun drüber und den gegenüberliegenden Weg bergab. Interessanterweise jetzt auf Asphalt. Verwundert mich insofern, weil alle anderen Wege hier richtige Waldwege sind. Bloß dieser eine hier, wurde bis an die Kreuzung mitten im Wald, bis an die Grenze, asphaltiert.
Mir soll es recht sein. Kommt mir ja nur entgegen. Und so marschiere ich den Waldhang hinab, Richtung Inzenhof zurück. Ganz schön abfallend. Wenn es hier im Winter schneit, könnte man hier eine tolle Rodelpiste einrichten.

Asphalt und darauf gefrierender Schnee, haben sich bereits in meiner Kindheit als sehr gute Mischung erwiesen.
Wir hatten im Ort auch einen Straßenabschnitt, einen Güterweg außerhalb des Ortsgebietes, den wir Kinder einfach okkupiert haben. Und so lange gerodelt sind, bis die Autos keine Chance mehr hatten rauf zu fahren. Der Abschnitt war komplett vereist. War eine schöne Zeit.
Ich war mittlerweile den Hang herunter gewandert, hatte wieder einige Fotos gemacht und jetzt, auf meiner heutigen Tour, schon ziemlich weit fortgeschritten. Bei knappen 5 Kilometern Gesamtstrecke war der Wald dann zu Ende und rundum wieder die schöne Landschaft des Südburgenlands zu sehen.

Über eine Brücke drüber, meiner Route weiterhin folgend, erreiche ich bald wieder das Ortsgebiet von Inzenhof. Hier, an der Querstraße muss ich nun links abbiegen und befinde mich auch schon am letzten Abschnitt zum Auto zurück. Vor mir und halblinks breitet sich Inzenhof vor mir aus. Bei mittlerweile tief stehender Sonne. Das ergibt natürlich extra schöne Bilder.
Die letzten, finalen Meter, passierte auch nichts mehr außergewöhnliches und so ging meine unspektakuläre heutige Tour bei Streckenkilometer 5,8, oder an der Kirche in Inzenhof, zu Ende. Bei nach wie vor Temperaturen um die 30°C.
Aber ich hatte durchgehalten, es ging mir gut und hatte nun eines verstanden: Vieles im Leben ist reine Kopfsache. Manches dennoch auch körperlich bedingt.
Ich denke, wenn man mit beidem achtsam und im Einklang, aber dennoch mutig, positiv denkend, motiviert, umgeht und es sich nicht bequem macht, ist der Erfolg nur eine Frage der Zeit.
Raus aus der Komfortzone!
sagt ein ehemals Bequemer (Meinereiner)
Die Welt, das Leben wartet auf uns! Sterben tun wir alle sowieso irgendwann, das ist nicht unsere Entscheidung. Ob wir davor aber auch richtig leben, DAS ist vollkommen unsere alleinige Entscheidung!
Günther Schranz, 15. August 2024