Diese abwechslungsreiche Rundwanderung führt von Mogersdorf hinauf zum Schlösslberg. Ein Teil der Route entspricht dem „Friedensweg“. Auf der ersten Hälfte der Tour sind knapp 100 Höhenmeter zu überwinden. Kondition ist hier kein Nachteil. Auf der Route liegen der „Kreuzstadl“ mit dem „Türkenschlacht-Museum“, ein Mammutbaum, eine Rastmöglichkeit bei Streckenhälfte und der „Friedensweg“ mit seinen Stationen und dem grossen Beton-Kreuz. Start dieser Tour ist bei der Anna-Kapelle, am Ortsende bzw. -anfang von Mogersdorf.
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Grau in Grau. So begrüßte uns heute der Tag. Nichts Ungewöhnliches für die herbstlichen Tage im Oktober. Ungewöhnlich war aber Manuelas Wunsch und die damit verbundene Motivation.
„Welche Tour machen wir heute?!“, fragte sie mich sichtlich motiviert.
„Keine Ahnung!“, entgegnete ich. „Hast du schon beim Fenster raus gesehen?“
„Klar! Aber das Wetter ändert sich sicher noch bis zum Nachmittag.“
Ihr Vorhaben schien also für heute in Stein gemeißelt zu sein. Widerstand war quasi zwecklos. Also machte ich das in diesem Fall einzig sinnvolle und suchte im Web nach einer passenden Route. Oder genauer gesagt, steckte eine ab. Weil fündig wurde ich, nach ihren vorgegebenen Parametern, nicht.
Diese waren: in etwa 5 Kilometer Streckenlänge und weitgehend flach. In Verbindung mit meinen Parametern, auf jeden Fall eine neue Strecke und die eine oder andere kleine Steigung, auch schwer zu vereinbaren. Noch dazu hatte ich darauf Lust, wieder mal einen Themenweg zu gehen. Etwas neues Kennen zu lernen.
Fündig wurde ich in Mogersdorf. Hier gibt es den „Friedensweg“. Und auf etwa halber Strecke, nach gut drei Kilometern, ein Gasthaus zur Rast. Dort hinauf führte allerdings ein Anstieg. Weil aber die Strecke deutlich kürzer war, als Manuelas Vorgabe und sie außerdem im Gasthaus bleiben konnte, während ich den Rest der Strecke ging, unterbreitete ich ihr meinen Vorschlag.
„Ja, die gehen wir!“, stimmte Manuela nach kurzem Überlegen zu. Und ergänzte: „Ich brauche eh ein wenig Training.“
Nun, das war ja leicht gewesen. Ich war ein wenig misstrauisch, ob der schnellen Zusage. Aber am Ende war es vielleicht wirklich so, dass meine Gefährtin nun auch endgültig das Wandern für sich entdeckt hatte? Das konnte mir ja nur recht sein. Also auf nach Mogersdorf.
Diesmal war der Parkplatz für unser Vehikel bereits von mir im Web ausgemacht worden. Bei der Kapelle am Ortsende spuckte Google das „P“ aus, was unschwer als Parkplatz zu interpretieren ist. Und so war es dann auch. Auto abgestellt. Tracker auf „On“. Jacke, in Manuelas Fall, angezogen. Oder locker, für später, um die Hüften geknotet. Das war meine Variante. Trinkflaschen verstaut. Los geht’s.
Unsere Route führte uns zuerst durch den Ort selbst. An der Hauptstraße entlang, bis zur Kirche. Vorbei an vielen alten Häusern, die aber großteils modern saniert in Summe ein wirklich schönes Ortsbild ergeben. Viele alte, hergerichtete Fensterläden. Viel Stuck an den Fassaden. Und das alles mit sichtlich viel Liebe gemacht, wie man unschwer an den oft originellen Vorgärten erkennen kann. Gefällt uns.
Auch der modern gestaltete Platz beim Gemeindeamt und gleichzeitig der Vorplatz der Kirche passte hier gut ins Bild. Ein stimmiger Kontrast aus Klassik und Moderne. In einer Mischung, die elegant einem stilistischen Konflikt auswich, indem sie die Epochen, in Technik und Farbe, miteinander verband.
Angekommen bei der Kirche, spazierten wir hier nun links, in die Gasse hinein. Natürlich nicht ohne vorher einige Fotos zu schießen und einen kurzen Blick auf die Routenführung zu werfen. Ja, hier sind wir richtig. Das bestätigte uns auch unser Untergrund. Hier sind, in regelmäßigen Abständen, wiederkehrende Jahrestafeln in den Asphalt eingelassen.
Somit befinden wir uns quasi auch auf einer Zeitreise? Cool.
Relativ gut gelaunt marschierten wir aus dem Ort hinaus. Das Wetter hatte sich zwar noch nicht allzu viel gebessert, aber es war auch, trotz der vielen Wolken, kein Regen in Sicht. Und eben aus diesem Grund aber auch keine Sonne. Doch wir Liesen uns unseren Tag deswegen nicht vermiesen und plauderten angeregt über dies und das, während wir Richtung Friedhof gingen, der in Sichtweite vor uns lag.
Hier schien aktuell ein Begräbnis stattzufinden. Viele geparkte Fahrzeuge und noch mehr ankommende deuteten darauf hin. An der Aufbahrungshalle vorbei wandernd wurde unsere Vermutung dann auch bestätigt. Hier warteten bereits zwei, sichtlich dafür erkorene, Sargträger, vor dem Gebäude auf ihren zu erwartenden „Gast“. Und das ist nicht einmal sarkastisch oder zynisch gemeint, sind wir ja zu Lebzeiten auch nur Gast auf diesem Planeten.
Wir grüßen freundlich mit einem stillen Nicken und wandern auf unserer Route weiter. Ein lautes „Hallo“ wäre hier vermutlich eher unangemessen gewesen.
Beim Friedhof halten wir uns rechts. Nun noch ein kleines Stück den Weg weiter und bald sollte, links weg, der Anstieg zum Schlösslberg hinauf beginnen.
2009, 2010, 2011 … die Jahrestafeln begleiteten uns nach wie vor. Diese kreativen Installationen sind vermutlich auch Teil des Friedenswegs. Und bei Tafel 2017 war es dann so weit. Hier, an einer Kreuzung mit hübsch bepflanzter Insel, bogen wir nun in die Gasse hinein, die uns zum Gipfel führen würde.
Anfangs war von der Steigung noch wenig zu bemerken. Aber mit jedem Meter mehr wuchs diese. Und damit auch unsere Anstrengung. Vermehrte Pausen waren hier die logische Folge aus der Konsequenz der zu wenig vorhandenen Kondition. Speziell bei Manuela machten sich erste Sorgenfalten bemerkbar.
Bald waren wir an der Kurve angekommen, an der es geradeaus weiter zum „Bürgermeister“ gehen würde. Nein, diesen wollten wir heute nicht besuchen. Wir hielten uns an den Pfeil nach rechts, auf dem der „Schlösslberg“ ausgewiesen war. Da wollten wir hin. Und abermals zog der Anstieg wieder ein wenig mehr an.
Bei Streckenkilometer 1,8 war es dann so weit.
„Können wir kurz Pause machen?“, fragte Manuela.
„Ja klar“, entgegnete ich. Hier, bei einer Bank war auch die perfekte Gelegenheit dazu. Meine Gefährtin nahm Platz, holte ihre Wasserflasche und einen Apfel hervor. Energie tanken. Für die restlichen Höhenmeter, die vor uns lagen. Jetzt, im Moment, hatten wir etwa 40 von 100 Höhenmetern absolviert.
Von hier aus hat man auch eine schöne Aussicht auf Mogersdorf. Sicher nicht so schön wie bei Sonnenschein. Aber auch dieses heutige, oktoberhafte „graue“ Ambiente hat etwas Mystisches, Konzentriertes an sich. Die bunten Farben des Herbstes passen da perfekt dazu. Also auch Zeit für Fotos.
Nach etwa 10 Minuten Auftanken und Energie zuführen, machten wir und wieder auf den Weg. Schritt für Schritt. Ein wenig unbeholfen, aber versucht motivierend, startete ich ein paar Versuche die Motivation von Manuela „am Leben“ zu halten.
„Nach der Kurve da vorne sollte es wieder flacher werden!“. Was Manuela mit einem „Was willst du mir damit sagen?“-Blick quittierte. Offensichtlich war sie schwer selbst damit beschäftigt, ihre vorhandenen Kräfte irgendwie einzuteilen. Sie war ja nach wie vor auf ihrem Weg zurück ins Leben. In kleinen Schritten. Aber es ging dabei stetig bergauf. So wie jetzt auch.
Meinen Vorschlag von vorhin, auf der Bank weiter zu rasten und/oder umzukehren, während ich die Tour zu Ende ging, hatte sie vehement abgelehnt. Die Kämpfernatur, mit der sie auch ihr wochenlanges Koma nach dem Aneurysma-Vorfall durchgestanden hatte, war nach wie vor präsent. Gut so.
Nach der nächsten Kurve ging es tatsächlich ein Stück weit flacher, nur leicht ansteigend, weiter. Hier wanderten wir nun durch einen kleinen waldartigen Abschnitt dahin. Rechts, hangseitig, nach wie vor Häuser. Links, talseitig, Wald. Ein wenig frischer als zuvor, aber unsere warmen Körper glichen dies ohnehin aus. Mitunter auch mit Schweiß, der sich langsam den Weg von unserer Haut weg, durch unsere T-Shirts bahnte.
Bei Kilometer 2,4 und 80 von 100 Höhenmetern war dann endlich das Ende unseres Martyriums in Sichtweite.
„Da vorne ist der Gipfel!“, informierte ich Manuela. Ein, diesmal dankbarer Blick, kam zurück. Der aktuelle Kampf „Manu gegen Steigung“ hatte bald ein Ende. Und somit rückte auch unser erstes Streckenziel in greifbare Nähe. Hier, am Gipfel oben sollte ja das Restaurant stehen, das wir für unsere Pause auserkoren hatten.
Was noch hier oben liegt, ist der eigentliche Friedensweg. Hier waren auf einem kurzen Rundweg diverse Stationen errichtet zum Thema „Frieden“. Und diesen wollte ich auch gehen. Nur war ich noch unschlüssig ob vor, oder nach der Pause. Nach kurzem Abklären mit meiner Gefährtin entschieden wir zuerst gemeinsam die Pause einzulegen.
Etwa 50 Meter vor dem „Gipfel“ sahen wir dann, in einiger Entfernung zu unserer Rechten, das große Betonkreuz, das zum Friedensweg gehört. Hier ist auch eine gemähte Schneise in die Wiese, rechts von uns, rein. Die Route des Friedenswegs. Nur ein kleiner, verbaler Versuch noch.
„Hier könnten wir rein gehen und den Weg noch schnell vor der Pause gehen!“, schlug ich Manuela vor.
Die Antwort war erschreckend klar und hätte unmissverständlicher nicht sein können. Ein kurzer prägnanter Blick der Marke „ich weiß wo dein Bett schläft“. Eine etwaige Diskussion war somit bereits im Vorfeld beendet.
Oben angekommen noch einmal nach rechts und schon standen wir vor dem schilfgedeckten „Kreuzstadl“. Und gleich daneben das „Restaurant zum Kreuzstadl“. Nur kurz hatten wir beide eine „Panikattacke“. Hier stand am Parkplatz nur ein Auto. Ob das Restaurant geschlossen hat? Das war aber dann doch wieder schnell entkräftet. An einem Tisch vor dem Restaurant zog eine ältere Dame genüsslich bei einem Getränk an ihrer Zigarette. Es hatte also offen. Juhu!
Just als wir durch den Eingang treten wollten, kam auch der Chef des Hauses heraus und begrüßte uns. Den kurzen, daraufhin stattfindenden Smalltalk, nutzte ich natürlich auch gleich für einen „Glimmstengel“. Die liebe Sucht eben. Und dann nichts wie rein ins warme Stübchen und den heißen Kaffee genießen.
Bei diesem erörterten wir auch gemeinsam unsere weitere Vorgehensweise, mit dem Ergebnis, dass ich die Runde des „Friedenswegs“ nun alleine absolviere, während sich Manuela noch etwas länger ausrastete. Das hatte sie sich, nach über 100 Höhenmetern, auf jeden Fall verdient.
Nach etwa 20 Minuten Pause brach ich also alleine auf und lenkte meine Schritte am Restaurant-Parkplatz nach rechts. Die Straße entlang zum großen Betonkreuz. Dass dieses Kreuz eigentlich das Ende des Weges markieren sollte, das bemerkte ich erst ein wenig später. Ist aber auch nicht allzu wichtig. Die Runde geht so. Und auch so.
Ein Klassiker. Der allseits bekannte Burgenland-Rahmen erwartete mich am Fuß des Hügels, auf dem das Kreuz steht. Hier allerdings in Grau gehalten und nicht wie sonst überall, in Blau. Vermutlich Evolution 2.0. Sei‘s drum. Schnell war ich oben beim Kreuz und dem daneben positionierten Mausoleum.
Die schöne Aussicht, die ich mir erhofft hatte, bleibt hier aber weitgehend aus. Ja klar, man hat eine gewisse Sicht über die Baumwipfel hin weg und ein wenig auch dazwischen. Aber eine ausgewiesene Aussichtswarte ist das hier nicht. Macht aber auch nichts. Deswegen war ich ja auch nicht hier.
Unter mir konnte ich die einzelnen Stationen des Weges erkennen und mir meinen weiteren Weg planen. Einfach eine Runde, links beginnend. So meine Entscheidung, die exakt dem Verlauf des Friedenswegs entspricht. Nur eben gegen die eigentliche Richtungsführung.
Hier finde ich auf den nächsten 300 bis 400 Metern diverse Stationen. Von einem Ritter, der dem Gevatter verblüffend ähnlich sieht, bist hin zur „Konflikt“ Station und einer gebogenen Rutsche. Näheres möchte ich hier nicht beschreiben, sonst wird zu viel verraten. Mag ja nicht vorgreifen. Einfach selber gehen.
Auf jeden Fall ist er einen Besuch wert, finde ich. So viel sei gesagt. Und vermutlich bin ich auch nicht das letzte Mal hier. Den möchte ich auch noch irgendwann im Sommer erkunden. Mit Manuela gemeinsam.
Nach dem „Friedensweg“ ist vor dem „Türkenschlacht-Museum“. Dieses befindet sich im urtümlichen, schilfgedeckten Gebäude des „Kreuzstadls“. Und wenn ich schon mal da bin, wird dieses natürlich auch besucht. Hier herinnen findet man, verteilt auf drei Räume, allerlei Wissens- und Sehenswertes rund um die historische Schlacht im Raabtal, in der Umgebung um Mogersdorf und Wallendorf.
Vergleichsweise viele Artefakte und Informationen für diese drei Räume finde ich. Und auch noch dazu interaktiv mit Bildschirmpräsentationen und der Option auf eine digital nachgestellte Schlacht auf einem Tisch mit etwa zwei Quadratmetern. Das funktioniert zwar nur mit Münzeinwurf, ist aber eine coole Sache für alle Historik- und Taktik-Begeisterten. Ich selbst bin ja eher der Ambros-Fan. Stichwort „Tagwache“.
Nach vielen Fotos, unter anderem auch vom mächtigen Mammutbaum, der neben dem Museum nach wie vor „in den Himmel“ wächst (bis zu 100 Meter hoch), endet auch mein Besuch hier. Wieder angekommen beim Restaurant schaue ich, wie vereinbart, nochmals kurz rein, um danach alleine meinen Weg zum Ende der Route fortzusetzen.
„Zahlen musst du noch“, informierte mich Manuela. Ähm?! Wie jetzt?
„Bleibst du nicht da?“, fragte ich verwundert.
„Nein“, kam als kurze knappe Antwort.
„Du gehst die restlichen Kilometer mit?“, hakte ich nochmals nach, um sicherzugehen. „Du weißt es sind noch etwa 5, 6 Kilometer?“
„Ja!“ Mehr kam nicht als Antwort.
Und mehr musste ich auch nicht wissen. Ich zahlte also und wir machten uns wanderfertig, verabschieden uns und nahmen den zweiten Teil der Route gemeinsam in Angriff. Ab jetzt unter dem Motto: Mitgehangen, mitgefangen.
Das Positive an dieser zweiten Streckenhälfte war, dass sie fast nur mehr bergab führt, oder später flach dahin führen würde. Die Kehrseite war ihre weit längere Distanz als der erste Teil. Aber Manuela hatte sich dafür entschieden. Damit hatte sie meinen Respekt. Eine knapp 9 Kilometer lange Tour waren wir schon lange nicht mehr zusammen gegangen. Und schon gar nicht mit über 100 Höhenmetern.
Abermals am Betonkreuz vorbei – nun sah es auch Manuela – marschierten wir nun leicht abfallend dahin. Zunächst auf Asphalt und bald, etwa 400 Meter nach dem Restaurant, nach rechts in den Wald hinein. Dieser Waldweg sollte uns nun wieder ins Tal hinunter führen.
Bei lockerer Unterhaltung durch den Wald. So möchte ich diesen Abschnitt in kurzen Worten beschreiben. Auf einem geschwungenen Waldweg stetig bergab. Unspektakulär und ohne Highlights. Dafür aber mit viel Natur und der gesunden Waldesluft. Hier musste ich Manuela sogar bremsen, weil sie dermaßen an Geschwindigkeit zulegte. Wir hatten ja nach dem Wald auch noch einen flachen Teil und ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, wie genau dieser aussah. Bei vermeintlich „leichten Wegen“ hatte ich in der Vergangenheit schon öfters Überraschungen erlebt. Erfahrungen prägen eben.
Von der Beschaffenheit jedenfalls ist dieser Weg durch den Wald von der angenehmen Sorte. Festgefahrene, flache Fahrspuren, mit wenig lockeren, größeren Steinen. Schön zu gehen. Bis zu Streckenkilometer 5,4. Hier treten wir aus dem Wald heraus, im Blick die Bundesstraße vor uns.
Auf dieser wandern wir nun, nach rechts Richtung Mogersdorf, entlang. Zunächst auf einem asphaltierten Radweg, parallel zur Straße. Der aber bald wieder, von der Straße wegführend, endet. So marschieren wir kurzerhand ein etwa 500 Meter langes Teilstück, am linken Straßenrand und gleichzeitig der Staatsgrenze, entlang.
Angekommen bei einem kleinen Grenzhäuschen endet auch schon wieder unser „Gegenverkehrs-Abenteuer“. Hier machen wir kurz Halt und ich versuche am Handy, die weitere Route zu erörtern. Auch ein paar Fotos schießen wir hier wechselseitig. Unsere Laune war nach wie vor ungetrübt gut.
Aus den Optionen „weiter, etwa 500 Meter, an der Bundesstraße entlang“ oder „den Feldweg rein und neben den Eisenbahnschienen Richtung Mogersdorf“ wählte ich die Letztere. Und hoffte auf einen halbwegs begehbaren Weg neben den Gleisen. Weil am Satellitenbild war nicht wirklich etwas Adäquates zu erkennen.
Aber Abweichen von meiner geplanten Route wollte ich jetzt auch nicht. Auch wenn Manuela dabei war. War es nicht ein Zugeständnis an eine Art „Eingeschränkt sein“ würde ich die Route jetzt bequemer machen? Oder die Route aufgrund ihrer Entscheidung mitzugehen nachträglich angenehmer machen? Nein, beides war keine Option für mich. Wir schaffen auch einen eventuellen schwierigeren Teil gemeinsam.
Und genau dieser kam etwa 200 Meter später. Der Feldweg wurde immer weniger gut begehbar und wir mussten vermehrt durch hohes Gras stampfen. Und am Ende war … er zu Ende. Da war kein Weg weiter zu sehen. Wohl aber sahen wir die Gleise vor uns, die rechts nach Mogersdorf führten. Auf einer nicht endend wollenden Gerade. In beide Richtungen.
Was nun? Zurückgehen? Keine Option. Also rauf auf die Gleise. Ein eventuell herannahender Zug war hier ja, durch die gute Sichtweite, früh zu erkennen. So konnten wir im Fall des Falles die Gleise verlassen und im Gebüsch daneben die Eisenbahn vorbei brausen lassen.
In meiner Vergangenheit fand man Derartiges ja öfters. Ein Risiko diesbezüglich habe ich selbst im Grunde nie gescheut. Da erinnere ich mich speziell an Geschichten aus meiner Jugend. Was ich da alles erzählen könnte. Uns so manches davon war nicht gerade „koscher“ um es mal so auszudrücken.
Für Manuela allerdings war dies nun Neuland. Zwar war ihre Reaktion nicht „Erschrocken“ oder Ähnliches, aber man merkte es ihr an, dass dies jetzt nichts Alltägliches war.
„Alles Gut. Mach dir keine Sorgen“, versuchte ich ihr, ein wenig Sicherheit zu vermitteln. „Wenn ein Zug kommen sollte sehen wir den rechtzeitig und können ins Gebüsch ausweichen.“
Antwort allerdings kam keine. Manuela war bereits damit beschäftigt auf den Balken unter den Gleisen, Schritt für Schritt, zu balancieren. Selbiges machte ich nun auch, voraus eilend.
Immer wieder mit Blicken auf den hinteren und vorderen Horizont. Hinter uns, in der Ferne sah ich die roten Lichter eines Zugs. Der schien in Warteposition zu stehen. Also drohte von dort keine Gefahr. Und vor mir war die Strecke frei. Manuela balancierte hinter mir und so wie es den Anschein hatte auch problemlos. Das gefiel mir.
1 … 2 … 1 … 2 … 1 … 2 … Balken für Balken legten wir auf unserer „Route“ zurück. Und das sollte nun für etwa 200 Meter so bleiben. Dann würde wieder ein Weg links weg von den Gleisen führen.
1 … 2 … vor mir tauchten am Horizont Lichter auf. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich eine Lok dazu entschieden hatte, auf Kollisionskurs mit uns zu gehen. Nun, dem „Recht des Stärkeren“ nachgebend bleib ich stehen und informierte Manuela darüber. Gemeinsam verliessen wir den Gleiskörper und begaben uns, in sicherer Entfernung zum Fahrtwind, ins Gebüsch. Gleichzeitig erwartete ich schon das Signalhorn der Lok, wenn uns der Lokführer sieht. Aber da kam nichts.
Die Lok brauste mit 4 Personen-Wagons an uns vorbei und wir spürten den Fahrtwind kaum. Eine etwaige Gefahr für uns war also in keiner Sekunde vorhanden. Und auch kein Umstand, welcher den Lokführer zu einem Bremsmanöver veranlassen würde. Von da her haben wir also nichts falsch gemacht.
Also wieder rauf auf die Gleise. Und weiter geht’s. 1 … 2 … 1 … 2 …
Nun kamen wir an eine Art betonierte Brücke. Oder so. Auf jeden Fall schien das Konstrukt eher dem Gleiskörper, als einem Übergang zu dienen. Aber am ehesten gehörte es wohl zur Verbindung zwischen den Gleisen und dem Damm, der ab hier parallel zu den Gleisen verläuft.
Wir blieben kurz stehen und ich machte einen Blick aufs Handy. Wir waren bereits 300 Meter auf den Schienen unterwegs. Und hatten den Weg links weg verpasst. Aber andererseits hatte ich auch keinen gesehen. War dieser just an dem Punkt gewesen, wo wir die Gleise verlassen hatten und meine Aufmerksamkeit der Lok galt? Wir werden es nie erfahren.
Zwei Fahrspuren am Damm oben bieten uns jetzt aber auch die Option, die Gleise zu verlassen und auf diesen weiter zu wandern. Die wir nun auch wählen. Wesentlich bequemer als weiter zu balancieren. Das Abenteuer „Gleiswanderung“ ist also nun zu Ende. Jetzt beginnt das „Damm-Walking“.
Mein Handy-Check hatte mir auch verraten, das wir auch nur mehr 2 Kilometer von unserem Ziel entfernt sind. Und nun sollte auch kein etwaiges Hindernis mehr vor uns liegen. Natürlich informierte ich Manuela darüber. Und bekam diesmal ein unverständliches Grummeln als Antwort.
Wir wandern nun langsam wieder in das Ortsgebiet von Mogersdorf hinein. Genauer gesagt an dessen Ortsrand entlang. Die Kirche, das alte, mächtige Zollhaus, der Sportplatz. Und die ringsum stehenden Häuser von Mogersdorf. Dies alles „wandert“ langsam zu unserer Rechten vorbei.
„Ist das eine Katze oder ein Hund?“
Manuela war kurz stehen geblieben und hatte in der Ferne, am Rand des aktuell einsam und verlassenen Spielfelds des Sportplatz ein Tier entdeckt.
„Keine Ahnung“, entgegne ich. „Warte, ich Versuchs mit dem Handy-Zoom.“
Ich versuchte, das Lebewesen mit dem Zoom meines Handys größer zu machen.
„Was ist rötlich und hat einen buschigen Schwanz mit weisser Spitze?“, fragte ich.
„Ah, ein Fuchs?!“, antwortete Manuela. Wie ich befand auch korrekt.
„Ja, ich denke das ist einer“, pflichte ich ihr bei.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Dieser Spruch gilt nach wie vor. Auch ein Grund, warum ich so gerne wandere.
Apropos Wandern. Der Damm ist nun zu Ende und wir marschieren wieder auf einem angenehm zu gehenden Schotterweg dahin. Bis zur kleinen Station „Mogersdorf“. Oder darf man da schon „Bahnhof“ dazu sagen? Ok, Baby-Bahnhof. Hier müssen wir nun eine kleine Schleife gehen, um das Bahnhofsareal herum. Noch ein Kilometer bis zum Ziel.
Nach diesem, auf der Schleife, kurzen asphaltierten Abschnitt wechseln wir wieder auf den Dammweg. Hier kommen wir an einem sehr kreativen Garten vorbei. Wirkt ein wenig chaotisch, aber nicht ungepflegt. Viele, viele Sammelstücke von klein bis groß sind hier gelagert oder extra prominent positioniert.
Von einem antik wirkenden Weinfass über einen dekorierten, alten Brunnen bis zum historischen Heuwagen. Und alles dazwischen und außerhalb (um es mit Jan Böhmermann zu sagen). Dazwischen immer wieder Blumen in gepflegten Arrangements. Das gefällt uns außerordentlich. Wirklich schön. Mit viel Liebe gemacht.
Nun marschieren wir wieder am Damm parallel zu den Gleisen. Bald sollten wir auf einen Weg treffen, der rechts weg, in die Gasse hinein führt, wo unser Auto steht. Sicherheitshalber werfe ich einen Blick auf mein Handy. Ja, gleich sollte er kommen. Die Gasse am „anderen Ufer“ der Gleise konnte ich schon sehen.
Wir bleiben stehen und sehen uns in der näheren Umgebung um.
„Hier ist die Gasse“, sagt das Handy.
„Hier ist nur Gebüsch“, sagen unsere Augen.
Wir richten unsere Augen auf jenseits der Gleise.
„Da ist die Gasse“, sagt das Handy.
„Da ist die Gasse“, sagen unsere Augen.
Nun galt es für uns die „Brücke“ zu finden zwischen dem „Hier ist nur Gebüsch“ und „Da ist die Gasse“. Eine Challenge. Hier ist tatsächlich nur Gebüsch. Der Weg, der am Routenplaner eingezeichnet ist, existiert nicht. Oder existiert in Real nur bis kurz vor den Gleisen. Zu beiden Seiten. Aber ohne Übergang.
Was ich aber beim Inspizieren der näheren Umgebung entdecke, ist eine Art Wildpfad durch die Dornenhecken und das Dickicht links und rechts der Gleise. Und durch den Graben, der hier entlang der Gleise verläuft. Mit ziemlicher Sicherheit der ehemalige „Grenzgraben“ vermute ich. War es dann, beim nachträglichen Recherchieren doch nicht. Einfach nur ein Wassergraben.
Der aber gottlob trocken war. Wie wir beim vorsichtigen Durchqueren bemerken. Auch diesen Balanceakt über die Gleise und den groben, lockeren Schotter des Gleisbetts und das Dickicht in den beiderseitigen Gräben, schaffen wir ohne Kratzer oder sonstige Verletzungen. Tja, Wege im Web, sind nicht immer Wege in Real.
Witzigerweise sehen wir dann, von der gegenüberliegenden Seite, eine Tafel, die ein Weitergehen verbietet. Also nur von dieser Seite. Von der anderen, aus der wir gekommen waren? Kein Problem …
So. Jetzt aber die Gasse hinein und die letzten 300 Meter auf unserer heutigen Tour hinter uns bringen. Auch das schaffen wir mit Bravour und sind kurze Zeit später wieder bei der Kapelle und unserem Vehikel angelangt.
Am Ende ist alles gut. Mit derartigen Gedanken blicken wir beide auf diese abwechslungsreiche, teils abenteuerliche Tour zurück.
Gefallen hat sie uns am Ende doch. Uns beiden.
Günther Schranz, 18. Oktober 2024