Puristisch wandern oder einfach drauf los spazieren. Unter diesem Motto steht diese kleine, gut 4 Kilometer lange, unspektakuläre Wanderung in Neustift bei Güssing. Mein Startpunkt war unweit vom Hauptplatz in Neustift. Besser aber am Hauptplatz starten, ob der Parkplätze.
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Puh. Derzeit ist die Hitzewelle hart zu uns. An die 32-34 Grad innerhalb des Tages laut Wetter-App. Aber traue ich dieser? An diesem Morgen stieg ich „fröstelnd“ aus dem Bett. Eine Erfrischung pur. Und somit entschloss ich mich, eine Runde in unserer neuen Wohngemeinde, Neustift bei Güssing, abzugehen. Die Gegend kennenlernen. Nach den all morgendlichen Ritualen, bereitete ich den Kaffee vor und fütterte die Katze. Im Anschluss bekleidete ich mich und packte Wasser in meinem Rucksack. Schuhe an und weg war ich.
Das war ein angenehmer Morgen. Die Vögel zwitscherten im Akkord. (Was für ein Gezetere. – und nein ich habe nix gegen die Piepmatze, aber wenn genug da sind und sie relativ nah ihren Gesang austauschen inkl. Gezanke, dann schwant einem, der Krieg der „Wellensittiche“ ist ausgebrochen. So nach dem Motto: „Der Spion von nebenan 2“ (Filmtipp meinerseits).
Trotzdem ich den Ausblick auf die anschließenden Hügel genoss, kam der Schwindel zu mir, um „Guten Morgen“ zu sagen. Kaum angefangen, schon nahm ich mir eine kurze Pause. Tief durchatmen und wie sich das Ringelspiel wieder gelegt hatte, flanierte ich langsamen Schrittes weiter bergab. An der Hauptstraße angelangt, wanderte ich auf dem Gehweg Richtung Tischlerei und blieb stehen, um das Gebäude zu betrachten.
Ein wenig Wehmut drückte mich, da ich hier eines meiner zwei Tischlerpraktika absolvieren durfte. In dieser Zeit habe ich so einiges vom Stiegenbauer gelernt. Er hat mir Kniffe gezeigt, die mir bei vielerlei Arbeiten weitergeholfen haben. Dabei ging es mir im ersten Sinn nicht, um die Stiegen selber, sondern die einzelnen Materialien und Kleinzeug, welches ich alles gerne kennen lernte. Erst nach und nach entwickelte sich ein Faible für Stiegen – die Machart, der Ablauf der Produktion und die Montage waren eine Inspiration für sich.
Genug des alten Lebensabschnittes, sonst verfalle ich in Trübsal. Das Leben hat so einiges mehr zu bieten. Ich nahm den Weg zur Ärztin für Allgemeinmedizin auf. Dazwischen gab es ein paar Fotos der Pflanzen am Wegesrand zu schießen. Hier hatte sich ein „gewöhnlicher Blutweiderich“ ausgebreitet. In kurzer Zeit kam ich an ihrer Praxis vorbei. Klein, aber fein. Die Brücke mit dem Geländer umrundete ich und marschierte bachabwärts in Richtung Gemeindeamt.
Jetzt hatte ich Zeit zum Betrachten. Zuerst die Häuser. Ob alt, ob neu, ob renoviert, ob mit wilden oder gepflegten Garten. Diese Ortschaft hat ihren Flair. Das gefiel mir. Die Schönheit und die Stimmung, die sie vermittelte, waren einerseits auf mich beruhigend.
Zum anderen war da der einzige Schlamassel die belebte Hauptstraße, welche die einer mittelschweren Lärmbelästigung fungierte. Der Durchzugsverkehr breitete sich hier aus.
Deshalb die Streusiedlungen?
Bis zum Ende der Straße hatte meine Uhr, so knappe zwei Kilometer am Display draufstehen. Und endlich überquerte ich am Ortsende diesen morgendlich stark befahrene Straße mit ihrem – für mich – ohrenbetäubenden Lärm.
Mit schnellen Schrittes fort von dieser und die nächste Straße nehmend Richtung Feldweg. Hier wanderte ich den Radweg (siehe Schild) entlang des Baches. Dieser Pfad ist gut zu Fuß. Die abbiegenden Wege führen in den Wald … oder eben nicht. Solange die Felder da sind, sind ebenso die vermehrten Traktorspuren da, das klang für mich logisch. Beim längeren Weg kehrte meinereiner um, da das Gebüsch im Gelände nicht durchscheinend war. Somit schritt ich ein Stück zurück und probierte die nächste Abbiegung hinauf in den Forst.
Die Natur ließ so einige Wunder auf mich wirken. Mitten am Weg wuchs eine Wegwarte und inmitten dieser, kletterte eine Nacktschnecke den Stängel hinauf. Ein paar Meter weiter gab es eine gelbe Schönheit. Dabei dürfte es sich um das Gänsefingerkraut handeln. Inspirierend auf jeden Fall.
Mit erneutem Anstieg wurde es mir plötzlich heiß. Der Schweiß rann mir am Rücken hinunter. Mein Körper war müde und schwer. Der Geist sorgte sich um mich, aber Sturschädel bleibt Sturschädel. Zumindest eine kleine Runde wollte ich schaffen. Und so stolperte ich durch die angrenzende Wiese und stolzierte im Trainingsschritt der Reha Rosenhügel (wie ich es gelernt hatte) durchs Gebüsch, bis ich vor lauter hohem Gras, welches mich überragte, es satt hatte und in den Wald wanderte. Kaum hatte ich die Grenze passiert, lag der halbwegs gepflegte Hain vor mir.
Spinnen hangen mit ihren Netzen zwischen den jungen Bäumen und ich musste zusehen, dass sie nicht im Gesicht landeten. Das Labyrinth der Spinnengewebe war nach ein paar Meter beendet und so pausierte ich mit meiner Wasserflasche in der Hand und leerte die Flasche mit dem 2. Drittel. Ich war k.o. Mit 46 Jahren (und den Vorfällen), sollte ich mich nicht überstrapazieren. Kurz war ich davor Günther anzurufen. Aber dieser verdammte Starrkopf in mir!
Im Schneckentempo flanierte ich durch den Wald zur angrenzenden Straße und gemessenen Schrittes bergabwärts dieser entlang. Ein leichter Nebel legte sich über meine Augen. Das löste in mir einen Alarm aus. Trotzdem ging ich das langsame Tempo beibehaltend bis zur ersten Bank weiter. Kaum erreichte ich sie, „plumpste“ ich mich hin und leerte den Rest des Wassers aus meinem Behälter. Nach einigen Atemzüge und -techniken via Reha Bad Tatzmannsdorf wurde der Stress weniger. Ich konnte wieder frei atmen und die Augen wurden klarer. Deshalb mutete ich mir das letzte Stück nach Hause auch zu.
Der Anstieg zum Schluss war mit einigen Pausen erträglich. In unserem Zuhause wartete, eine kalte Dusche, ein Kaffee und die Couch. Die war mehr wie notwendig und dann in die Waagrechte. Das war heute eindeutig zu Viel des Guten.
Und wie zur Draufgabe meinte mein Schatz: „Du schaust aber nicht gut aus.“
„Danke, das hab ich wieder gebraucht.“
Als wir uns dann ansahen, grinsten wir beide bis über beide Ohren.
Manuela Riegler, 19. Juli 2024