Eine weitgehend gemütliche, 7 Kilometer lange, Wanderung durch den Zickenwald von Rauchwart nach Heugraben. Dennoch ist der erste Kilometer nicht zu unterschätzen auf dem 100 Höhenmeter überwunden werden müssen. Kondition kein Nachteil. Wer Glück hat bekommt auch Wildschweine zu sehen. Vorgeschlagener Start und Ende dieser Tour ist am Parkplatz de Fischteichs in Rauchwart.
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Der Herbst hatte nun endgültig Einzug gehalten. Dunstig, mit viel Nebel, war der heutige Tag erwacht. Zwar war der Nebel bis zum Mittag weitgehend verschwunden, aber eine dichte Wolkendecke hielt sich beständig am Himmel. Das war jetzt zwar kein ausgewiesenes Wanderwetter, aber für eine „Heatmapping“-Tour sollte es allemal reichen.
Mein Bestreben, den Güssinger Bezirk ziemlich lückenlos zu durchwandern, war ja nach wie vor ungebrochen. Und zwischen Rauchwart und Heugraben war noch ein weisser Fleck. Das sollte sich heute ändern.

Am Parkplatz des Fischteichs in Rauchwart angekommen, stand ich gleich mal vor der ersten Herausforderung, einen freien Platz für mein Auto zu finden. Hier, wo normalerweise ein Parkplatz zu jeder Zeit kein Problem ist, standen PKWs dicht an dicht. Die Ursache war dem, ein paar Monaten zuvor, gebrochenen Damm geschuldet, der nun Schritt für Schritt neu aufgebaut wird. Mit der dementsprechenden Anzahl an Arbeitern, die hier ihre Autos abgestellt hatten.
Aber eine Lücke fand ich dann doch noch. Quasi die Letzte. Alle weiteren Neuankömmlinge dürfen sich jetzt entweder entlang des Schotterwegs einen Platz suchen, oder vom vorderen Parkplatz, beim Badesee, nach hinten marschieren. Bewegung ist ja gesund. Und mit eben dem starte ich jetzt auch.
Tracker auf „On“. Wasserflasche im Gürtel verstaut. Zusätzliche Jacke um die Hüften geknüpft. Los geht’s. Auf nach Heugraben.

Meine zuvor im Web abgesteckte Route, führte mich zunächst nach Rauchwart-Bergen. Vom Parkplatz rechts weg, die Straße hinauf. Und dieser erste Abschnitt geht es auch gleich so richtig in die Wadeln. Knapp 100 Höhenmeter sind auf dem ersten Kilometer zu überwinden. Stetig bergauf.
Schritt für Schritt stampfe ich die asphaltierte Steigung nach Rauchwart-Bergen hinauf. An der Ortstafel vorbei bietet sich links gleich eine schöne Rastmöglichkeit in Form einer Tisch-Bank-Kombi beim Jesuskreuz. Das gilt aber heute nicht für mich. Weiter geht’s.
Hier an der Kreuzung biege ich recht ab. Hinein in die Gasse und nach einen kurzen erholsamen Flachstück geht es wieder richtig steil bergauf, zum Wald hinauf. Am Gasthof Lang, oder wie er früher geheißen hat „zum grünen Walde“. Das verlautbart zumindest die Malerei auf der Fassade. „Seit 1880“ ist hier auch sein Gründungsjahr zu lesen.

Nach 20 Minuten, oder 1,1 Kilometern erreiche ich den heutigen „Gipfel“. Ab hier sollte es nun, auf der restlichen Strecke, wesentlich angenehmer werden. „Und das ist auch gut so“, spricht mein körperlicher „Chorus“ zu mir. Wobei, so schlimm war das heute gar nicht. Langsam aber sicher steigert sich auch meine Fitness. Gefällt mir.
Nun gehts leicht bergab, auf einer geschwungenen Straße, durch den Wald. Über einen ganz speziellen Straßenabschnitt. Das Ende des Asphalts markiert hier links auch sofort den steil ansteigenden Hang und rechts eine Art „Schlucht“, in Form eines extra steilen Gefälles. Und das ohne Straßenrand oder Leitplanke. Immer wieder ein Abenteuer hier mit dem Auto durch zu fahren und darauf zu hoffen, das kein Gegenverkehr zur selben Zeit die gleiche Idee hat.

Nach diesem kleinen Abenteuer biege ich auf die lange gerade Allee durch den weiteren Wald ein. Am Ende dieser sollte auch der Forst wieder zu Ende sein. Bei einer Sommerwanderung ist dieser Abschnitt sicher extra angenehm ob seinem Sonnen- und Windschutz. Jetzt, Ende Oktober, ist es hier bereits schön frisch.
In der Linkskurve nach der Geraden findet sich auch eine weitere Rastmöglichkeit. Hier steht eine einladende Bank für den müden Wanderer. Pause mache ich jetzt zwar keine, aber ein Foto geht allemal. So mein Vorhaben.
Wenn vor dir 2 schwarze Knäuel zum Leben erwachen …
… kann es sich mitunter auch um Wildschweine handeln.
Und kaum bleibe ich stehen, raschelt es im Gebüsch gleich vor mir und die zwei „schwarzen Knäuel“ die ich im Augenwinkel als Baumstumpf wahrgenommen habe, erwachen plötzlich zum Leben. Da hatte ich offensichtlich zwei kleine bis mittelgroße Wildschweine bei ihrer Ruhe gestört.

Aber nicht das die beiden die Flucht ergriffen hätten. Nein. Keine 10 Meter von mir bleiben sie stehen und schauen mich an. Oder gucken zumindest in meine Richtung. Keine Ahnung wie gut ihre Sehkraft ist. Von den Schweinen ist mir aber ihr gutes Riechorgan bekannt. Genau das scheint jetzt das ganz schwarze Wildschweinkind zu nutzen. Neugierig hebt es immer wieder seine Schnauze gegen den Wind und setzt ein, zwei Schritte in meine Richtung.
Natürlich mache ich nun bereits Fotos. Und hoffe, dass der Kleine noch näher kommt. Das zweite Wildschwein bleibt, ruhig verharrend, im respektvollen Abstand stehen. Aber auch nicht sonderlich erschrocken. So kommt es mir zumindest vor, als es irgendwie gelangweilt damit beginnt in der Erde „rumzumüffeln“.

Aber der kleine Schwarze hat es mir angetan. Richtig süß ist er. Und kommt noch einen Schritt näher. Mögen es noch 5 Meter sein. Mehr sind es sicher nicht. Immer wieder die Schnauze riechend in den Wind haltend.
Ein gewohnter Reflex, wie man eine Katze oder anderes Kleingetier anlockt, dieses „zuzzeln“, das mir jetzt über die Lippen kommt, veranlasst „Blacky“ stehen zu bleiben, mich kurz nochmals zu inspizieren und dann mit einer Wendung wieder den Weg zurück zu schlendern, von dem er gekommen war.
Auch wenn es mein „Laut“ war, der ihn letztendlich abgeschreckt hat. Wer weiß, wofür es gut war. Ich hätte ja wohl auch nicht gewusst, wie ich reagieren soll, wenn er tatsächlich zu mir gekommen wäre.

Nachträglich, beim Betrachten der Bilder zu Hause, war mir der stattgefundene Verlauf dann ganz recht. Auf den Fotos erkannte ich, dass „Blacky“ tatsächlich ein kleiner kindlicher Keiler war. Aber bei seinem „Kameraden“ dürfte es sich de facto um ein erwachsenes weibliches Schwein, wohl seine Mami, gehandelt haben. Gut das er von mir weggeblieben ist. Für uns beide. Oder auch für alle drei.
Das war aber nun ein echtes Highlight und ein paar schöne seltene Fotos sind im Handy gespeichert. Und das auf einer banalen „Heatmapping“-Tour. Gleich neben einer regelmäßig befahrenen Straße. Genial.
Nun wandere ich aus dem Wald heraus und bei schöner Sicht nach Heugraben hinunter bzw. hinein. Das Panorama begleitet mich bis nach der Ortstafel. Jetzt nochmal links weg und schon bin ich unten angelangt an der Hauptstraße. Mittlerweile war ich bei Streckenkilometer 3,5 angekommen. Oder 55 Minuten Dauer der Wanderung. Quasi meine heutige Streckenhälfte.

Die Hauptstraße nach Norden spazierend schaue ich mal links, mal rechts. Was denn der Ort so zu bieten hat. Dabei entdecke ich ein Wirtshaus, einen Spielplatz und natürlich die Feuerwehr, hier mit Gemeindeamt. Beide teilen sich in Heugraben ein Gebäude. Ein wenig weiter hinauf komme ich auch an dem unvermeidlichen Objekt nahezu jedes Ortes vorbei: der Kirche. Schlicht aber schön. Gleich davor befindet sich auch das Kriegerdenkmal.
Diese Ortschaft muss ich noch näher erkunden, nehme ich mir vor. Es war ja heute das erste Mal, dass ich durch Heugraben gewandert bin. Da gibt es sicher noch einige zu gehende Touren. Bei der Kirche biege ich rechts in die Gasse hinein. „Güterweg Heugraben – Rauchwart Bergen“ ist auf dem Schild, am Anfang der Gasse, zu lesen. Ja hier bin ich richtig. Und keine 150 Meter später auch schon wieder aus Heugraben draußen.

Vor mir erstreckt sich nun wieder eine lange Gerade. Diesmal allerdings ohne Bäume. Jetzt marschiere ich den nördlichen Hotter von Heugraben. Weiterhin auf Asphalt, ganz leicht ansteigend. Die sanft geschwungenen Hügel links und rechts weisen wieder einmal eindeutig drauf hin, wo ich mich gerade befinde. Mitten im südlichen Burgenland. Gefällt mir.
Am Waldrand drüben bestellt ein Bauer gerade sein Feld und pflügt seine Linien durch die Landschaft. Links ober mir senkt sich die Herbstsonne langsam aber sicher in Richtung Horizont. Und als ich mich bei einer kurzen Trinkpause umdrehe, erhalte ich einen tollen Panoramablick auf das kleine Dorf, aus dem ich gekommen war. Eine richtig idyllische Kulisse.
Betreten auf eigene Gefahr!
Definiere mir jemand das Wort „Gefahr“ an einem kleinen idyllischen Fischteich.

Doch etwas fehlt zur perfekten südburgenländischen Idylle. Ja genau! Der Fischteich. An dem wandere ich jetzt, ein wenig später, auch vorbei. Der war mir noch abgegangen. Dieser ist zwar als Privatbesitz gekennzeichnet, aber das Schild „Betreten auf eigene Gefahr“, in Abwesenheit eines „Betreten verboten“ Schildes lässt den Schluss zu, dass der Zutritt zumindest nicht verboten ist.
Der Teich selbst ist jetzt zwar kein ausgewiesener „Riese“ seiner Art, aber schmuck ist er allemal. Am nördlichen Ufer mit einem kleinen Schilfgürtel versehen nehme ich heute kaum Wellen auf der Wasseroberfläche wahr. Die spiegelglatte Oberfläche reflektiert das Sonnenlicht und verleiht ihm einen leichten grünlichen Touch. Jetzt ist sie perfekt. Die Idylle. So soll’s sein.

Am Ende der Geraden schlängelt sich das Band aus Asphalt weiter leicht bergauf durch die Landschaft. Auf diesem wandere ich weiterhin entlang, bis es am Ende ganz kurz ein wenig steiler ansteigt. Hier, auf der Hügelkuppe drehe ich mich nochmals um und genieße den Anblick des Tals hinter mir. Toll.
Nun geht es aber wieder in den Wald. Mit Beginn des Forstes endet auch der asphaltierte Weg und ich lenke meine Schritte auf einem Schotterweg weiter. Dieser ist aber ebenso angenehm zu gehen, also hat sich von der Qualität des Untergrundes nicht viel geändert.
Die nächsten 800 Meter bestehen aus einem wirklich gemütlichen, bergab führenden Spaziergangs. Unspektakulär, aber schön. Hie und da bietet sich eine Rastmöglichkeit, in Form einer Bank, am Wegesrand.

Und es ist still heute. Kaum ein Zwitschern wahrzunehmen oder ein vorbei huschendes Reh zu sehen. Einzig meine Schritte, die monoton ihren Beitrag zur Geräuschkulisse liefern. Knirsch, knirsch, knirsch …
Nach insgesamt etwa 6 Kilometern, oder 1 Stunde und 40 Minuten Wegzeit trete ich aus dem Wald heraus und finde mich auf einer Kreuzung, bei der Strem, wieder. Diese ist mir nicht unbekannt. Hier war ich schon öfters vorbei marschiert. Links geht es zum hinteren Fischteich in Rauchwart. Dort will ich nicht hin. Wohl aber nach rechts, zum großen Fischteich. Auf dessen Parkplatz ja mein Auto steht.
Hier kann ich nun meine Routenführung ausschalten und Akku sparen. Nach geschätzten zwanzig Mal, die ich hier bereits gegangen bin, sollte ich den Weg auch so kennen. Am Ufer der Strem entlang erreiche ich dann den Fischlehrpfad. Hier ist aber aktuell nichts, was „wie gewohnt“ aussehen würde.

Die vermeintliche Baustelle beim kaputten Damm erstreckt sich, so wie es hier gerade aussieht, über so ziemlich das ganze Fischteich-Areal. Hier wird gerade eine Art „Überlauf“ ausgehoben. Mit schwerem Gerät auf etwa 10 bis 15 Metern Durchmesser eine Art „Mini-Donau-Kanal“ in die Landschaft gegraben.
Sieht tatsächlich grässlich aus. Wenn ich so direkt sein darf. Von der schönen, ursprünglichen Au-Landschaft, ist nicht mehr viel zu sehen. Nur eine tiefe, breite, braune Narbe durch die selbige. Aber vermutlich muss das sein. Um auf zukünftige Hochwasser vorbereitet zu sein. Und schlussendlich wird das Ganze ja auch wieder grün. Nur im Moment ist es einfach … „schirch“.

Hoffentlich wird im Zuge der Arbeiten auch die gesperrte Brücke am Nordufer wieder saniert. Wäre toll, um wieder eine schöne, gemütliche Umrundung des Teichs möglich zu machen. Ohne die latente Gefahr, im rutschigen Bachbett neben der Brücke auszurutschen und die zweite Hälfte dreckig und mit schmerzendem Hinterteil absolvieren zu müssen. Da spreche ich aus Erfahrung …
Mittlerweile bin ich entlang des Ufers weiter gewandert, an der Fischerhütte vorbei spaziert und nicht mehr weit von meinem Auto entfernt. Heute haben sich hier, am schönen Teich, auch extra viele Fischer versammelt. Ist der Oktober eine gute Zeit zum Fischen? Vermutlich schon. Sonst wären die Petri-Jünger ja nicht hier …
Wir sind auch freundlich zu Wienern!
Naja, nicht immer … aber an guten Tagen schon! (Spaß muss sein)

Auch ein paar Spaziergänger nutzen die letzten herbstlichen Sonnenstrahlen für einen Walk um den Teich. Wie viele davon sich bei der Brücke wohl am Hintern setzen? Der Gedanke kostet mir ein Schmunzeln. Wir grüßen einander allesamt im Vorbei gehen. Schließlich sind wir Südburgenländer ja meistens freundlich. Wenn wir gut aufgelegt sind, auch zu Mitbürgern aus der Bundeshauptstadt. Spaß muss sein.
Meine heutige Wanderung endet nach knapp 2 Stunden Gesamtzeit wieder am Parkplatz des Fischteichs. Also mir hat sie gefallen. Besonders „Blacky“ wird mir in Erinnerung bleiben.
Natürlich hoffe ich, dass euch diese Tour & Story genauso gefallen hat. Beim Lesen genauso wie beim Nachgehen. Vielleicht lässt sich Blacky ja bei euch auch blicken. Dann lasst ihn, mit einem Augenzwinkern, schön von mir grüßen. Alles Gute zu euch!
Günther Schranz, 23. Oktober 2024