Eine gut 11 Kilometer lange, flache Rundwanderung vom Flugplatz des Fürstenfelder Ortsteils Speltenbach nach Rudersdorf und über den Wald wieder retour. Kondition ist hier keine besondere erforderlich. Auf halber Strecke besteht die Möglichkeit zur Einkehr. Vorgeschlagener Startpunkt ist der Flugplatz Speltenbach.
Karte, Route & Tourdaten
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Heatmapping war heute wieder mal angesagt. Im Norden von Fürstenfeld, nach Rudersdorf, war noch ein gänzlich weisser Fleck auf meiner Wanderkarte. Das sollte sich heute ändern. Eine Tour vom Flughafen im Fürstenfelder Ortsteil Speltenbach, am Ufer der Lafnitz entlang, nach Rudersdorf, war schnell abgesteckt. Und auch unserem neuen, aktuell differenzierten Wanderstil wurde dabei Rechnung getragen: Nach etwa 5 Kilometern war eine Pause, auf etwa halber Strecke, eingeplant. Gleichzeitig das heutige Reha-Ziel für Manuela.
Bei angenehmen 18 Grad ging es also los um ca. 9 Uhr vormittags. Ein Parkplatz am Flugplatz war – trotz reger Bauaktivitäten – schnell gefunden. Allerdings traf ich auf der Fahrt zum Start auch eine Entscheidung, die sich später als „nicht die Beste“ herausstellen sollte: Wir werden die Uhr entgegengesetzt der geplanten Richtung gehen. Damit wir das schöne Ufer der Lafnitz gemeinsam entlang wandern.
Vom Flugplatz weg, führt die Route also nun in dieser Richtung nach Norden, wo bald nach dem Start, noch vor Ende des ersten Kilometers, auch schon das erste Highlight auf uns wartet: Der sowjetische Soldatenfriedhof, mit seinem „Stern-Monument“. Ein mystisch wirkender, gepflegter Friedhof. Mit Soldatengräbern, Kreuz, einer Glocke und einem Monument mit grosser rotem Stern in der Mitte, das einem kleineren Obelisken ähnelt.
Hier machen wir einige Fotos und Manuela genießt die eigene Stimmung, die der Ort verbreitet. Allerdings trifft hier meine Gefährtin auch auf eine kleine rote hungrige Spinne, die Manuela gleich mit ihrem Biss „bereichert“.
Außer einer unangenehmen, juckenden Schwellung gibt es aber gottlob keine weiteren Auswirkungen.
Nach diesem sakralen Erlebnis gehts weiter, weiter in nördlicher Richtung. Und schon wird es abenteuerlich. Unverhofft kommt oft.
So verkündet uns ein Schild, mit einer Absperrung quer über unsere Wanderstrecke, das vorzeitige Ende unserer geplanten Route.
Was nun? Hier gibt es keine Umleitungswege. Und auch das Tool am Handy zeigt uns keine positiven Nachrichten. Kein Weg. Keine Alternativ-Route.
So what?!? Und jetzt?
Aber beim Umsehen entdecken wir einen Weg in die Wildnis hinein. Sogar geschottert. Aber auf dem Streckentool nicht verzeichnet. Nun, wir probieren es einfach. Gegen den Weg hinein und stoßen nach etwa 50 Metern auf eine Anlage mit grossem Erdhügel und geteertem Vorplatz. Der örtliche Trinkwasserbehälter. Und wieder endet hier der Weg.
Wir wandern am, in der Erde vergrabenen Behälter entlang und halten Ausschau nach Trampelpfaden oder Ähnlichem.
„Hier ist ein Weg!“, ruft mir Manuela zu.
Ich spaziere zu ihr rüber. Ja, das ist so etwas wie ein Weg, besser gesagt eine Art Trampelpfad, bzw. einfach nur nieder getretenes Gras, zu erkennen. Weg? Hier? Wo?
„Das dürfte ein Wildpfad sein“, mutmaßte ich erklärend zu Manuela.
Derartige Pfade hatte ich bereits öfters auf meinen Touren gesehen. Und manchmal sind sie ja gar nicht so schlecht. Wo sich das Wild einen Weg bahnt, kann oft auch Mensch wandern. Und aktuell kommt uns dieser Pfad nur recht. Wir stehen tatsächlich an mit unseren Ideen.
„Versuchen wir’s!“, schlage ich vor und schon bahnen wir uns einen Weg durchs Gebüsch.
„Dieser Weg wird kein leichter sein …“, summt es in meinem Kopf, als ich nun, vor mir, das dichte Gebüsch samt Brombeeren sehe. Aber es sind dann doch nur etwa 10 Meter, die zu überwinden sind. Dahinter kann ich auch schon die Gleise erkennen und weiter hinter diesen, die Unterführung unter der Autobahnbrücke. Dort müssen wir durch.
Meine kurzen Hosen sorgen dafür das die eine oder andere Brennnessel meine Durchblutung samt Kreislauf anregt. Und auch für die „herzliche“ Begrüßung durch mehrere Brombeerdornen. Sei‘s drum. Das halte ich aus. Für Manuela ist es da schon ungleich schwerer. Zwar hat sie lange Hosen an, aber das Gestrüpp ist schulterhoch. Doch erstaunlicherweise hat sie keinerlei Probleme damit, bzw. anscheinend weniger als ich. Chapeau! Eine weitere Challenge erfolgreich gemeistert.
Kurze Zeit später haben wir dann auch schon die Gleise überquert, sind unter der Unterführung durch und befinden uns nun wieder am Routenplan. Auf einem asphaltierten Güter- bzw. Fahrradweg, weiter Richtung Norden.
Ein Schild zu unserer Linken kommentiert lustig unseren Marsch: „Krötenwanderung“. Besser hätten wir es auch nicht ausdrücken können.
Bald sind wir an der Brücke angelangt, über die wir nun, nach einem Rechts-Schwenk, drüber müssen. Hier gehts nun, weiterhin am asphaltierten Radweg, nach Osten. Von der Steiermark ins Burgenland. Nach etwa 200 Metern biegt unser Routenplan wieder nach rechts ab. Richtung Süden.
Unsere Stimmung ist nach wie vor gut und die Temperaturen sind erträglich. Auch wenn es bereits merklich wärmer geworden ist. Aber wir marschieren scherzend und guter Dinge durch die südburgenländische Landschaft, entlang der Lafnitz. Am anderen Ufer „begleitet“ uns die Steiermark.
Was aber gewechselt hat, ist der Untergrund. Hier herrscht nun Feldweg und Wiesenweg vor. Abschnittsweise, mal so, mal so. Und ab und an versperrt uns auch ein entwurzelter Baum – eine Auswirkung des letzten Unwetters – den Weg.
Diese gilt es zu umrunden. Manchmal einfach, manchmal auch durch tiefen Ackerboden. Und diese Mischung führt aber mit der Zeit auch zu einer gewissen Ermüdung. Speziell Manuela merkt man nun das fehlende Training noch an. 3 Wochen Koma sind eben nicht einfach so wegzuwischen und fordern Tribut.
Diese Umstände, mitsamt den immer höher kletternden Temperaturen, sorgen dafür das unsere Stimmung mit Fortdauer sinkt. Und als ob das nicht genug wäre: Meine Entscheidung die Streckenführung umzudrehen scheint sich nun zu rächen.
Am Ende der Uferstrecker haben wir bereits knappe 5 Kilometer am Zähler. Nun sollten wir eigentlich schon an der Streckenmitte angelangt sein. Aber Rudersdorf ist noch lange nicht in Sicht.
„Wir sind bereits hier“, zeige ich Manuela am Handy die Route. Und habe bereits ein ziemlich schlechtes Gewissen.
„Nicht mehr lange und wir können Rudersdorf sehen!“
Und natürlich bemerke ich, wie Manuela sich quält, es aber nicht zeigen mag.
Hier wird gerade die neue Schnellstraße gebaut.
Was nun aber positiv ist, das hier abschnittsweise die Route durch schattigen Wald führt. Wenigstens werden die Temperaturen etwas abgefedert. Dann kommt wieder ein Stück, vorbei an ewig langen Maisfeldern.
Und dieser, ziemlich sicher genmanipulierte, Mais steht drei Meter hoch. Und sorgt für eine totale Windstille. Genau das Gegenteil von luftig. Hier steht die Luft. Und es hat bereits 30 Grad.
Aber es hilft nichts. Schritt für Schritt weiter. Pausen einlegend. Wasser trinkend. Und nach Streckenkilometer 6 sehen wir dann endlich auch Rudersdorf.
„Da vorne sind die ersten Häuser!“, versuche ich Manuela zu motivieren. Aber die Motivation kommt wenn überhaupt nur sehr wenig an. Manuela ist bereits damit beschäftigt irgendwie durchzuhalten. Und mein Gewissen wird dadurch auch nicht besser.
Aber zusammen schaffen wir es dann doch. Wenn auch mit Anstrengung. Noch ein kurzes Stück Feldweg. Links über eine Holzbrücke drüber. Wieder eine Rechts-Links-Kombi und schon sind wie auf einer Hauptstraße von Rudersdorf. Kommend aus Richtung Deutsch-Kaltenbrunn ins Zentrum.
Noch etwa 200 Meter bis zum Kreisverkehr, die Straße überqueren. Und endlich angekommen: Unser Pausenlokal, die Pizzeria Trattoria Montefusco liegt vor uns. Nun aber nichts wie rein, in den Schatten, kühle Getränke bestellt und „runter kommen“.
Das erwies sich aber – speziell im Falle Manuelas – alles andere als einfach und so blieben wir eine Zeit lang gemeinsam sitzen und unterhielten uns über dies und jenes, bevor ich mein zweites Stück der Strecke, zurück zum Auto, in Angriff nahm.
Ein knappe Stunde nach unserem Eintreffen machte ich mich dann aber wieder auf den Weg. Manuela ging es wieder etwas besser und auch ich hatte mich ausgerastet. Ich vertrage ja die direkte Sonne auch nicht gerade gut und ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass der erste Teil der Strecke mir nichts angehabt hätte. Mein Kopf war auch, trotz meines Strohhutes, ziemlich heiß geworden.
Der zweite Teil der Strecke, von Rudersdorf nach Fürstenfeld zurück, sollte aber einfacher werden. Gekennzeichnet von geraden, flott zu gehenden Abschnitten, sollte ich in spätestens 1,5 Stunden wieder beim Auto sein.
Richtung Fürstenfeld ging es also zügig durch Rudersdorf, aus dem Ort hinaus und rechts weg, die erste Gasse nach der Ortstafel hinein. Hier dann bald wieder links den Feldweg rein. Und an einem – ganz was Seltenes – Maisfeld entlang. Bis der Weg wieder in die Bundesstraße mündet.
Hier ein Stück entlang, über eine Brücke und nach dieser rechts hinein, abermals in einen Feldweg. Diesem Weg nun folgend sollte er mich direkt zum Flughafen zurück führen, wo unser Vehikel auf ich wartete.
Die ganze Strecke ist hier, wie auch schon im ersten Teil, flach. Wenig bis keine Steigungen oder Gefälle. Auch führt der Weg hier durch längere schattige Waldabschnitte. Bei der Hitze mittlerweile eine Wohltat. Summa summarum ist der ganze zweite Teil der Strecke wirklich angenehm zu wandern. Und vor allem flott.
Kurz vor dem Flugplatz-Areal überquere ich auch einen Bahnübergang und erhalte die seltene Gelegenheit, einen Zug genau auf mich zukommen zu sehen, während ich auf den Gleisen stehe. Zücke natürlich mein Handy und mache ein paar Schnappschüsse davon. Hat aber auch irgendwie etwas Mulmiges, mit Adrenalinkick.
Danach wandere ich geschätzte 5 Minuten an einem Solarkraftwerk vorbei, das gerade kurz vor der Fertigstellung steht. Eine richtig riesige Anlage, wie sie momentan allerorts aus dem Boden schießen. Ein paar Arbeiter werken und schaufeln fleißig und wir grüßen uns freundlich.
Und eine Stunde nach meinem Abmarsch von Rudersdorf bin ich dann schon beim Auto angelangt. Ist schneller gegangen als gedacht. Jetzt noch meinen Schatz abholen und dann schnell nach Hause ins kühle verdunkelte Haus.
Wieder eine schöne Runde, wenn auch diesmal extra anstrengend. Und heute, zwei Tage nach der Tour, als ich die Story hier schreibe, kann ich auch sagen das wir beide etwas abbekommen haben von der Hitze.
Bei Manuela in erster Linie Kopfweh und Druck, das aber heute schon wesentlich besser ist. Und meinereiner kämpft mit Kopf- bis Gliederschmerzen, Schwindel und mulmigem Magen … der Hitzschlag, ein Klassiker. Aber was soll man dazu sagen? Selber schuld.
In Zukunft werden wir da besser drauf achten. Falsch. Müssen wir!
Günther Schranz, 12.September 2023