Eine aussichtsreiche, knapp 5 Kilometer lange, Rundwanderung von Heiligenbrunn auf den Hochberg hinaus und durch die Kellergasse. In dieser besteht auch die Möglichkeit zur Einkehr bei einer der vielen Buschenschanken. Keine Technik, aber doch ein wenig Kondition für den Aufstieg erforderlich. Vorgeschlagener Startpunkt der Runde ist der Parkplatz bei der Kellergasse.
Karte, Route & Tourdaten
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Die Sonne lachte heute vom Himmel, als wollte sie uns raus locken in die Natur. Wie konnten wir da nein sagen. Also war unser Entschluss zu einer Tour schnell gefasst. Und auch unser Ziel war rasch auserkoren: Der Hochberg bei Heiligenbrunn, samt Kellergasse, sollte heute erkundet werden.
Einen Teil des Berges war ich ja zuletzt bei meiner Rundwanderung von Heiligenbrunn über Deutsch-Bieling und Reinersdorf ja bereits gegangen. Und die schöne Aussicht wollte ich Manuela natürlich nicht vorenthalten. Außerdem war das Wetter heute perfekt für eine Einkehr in eine der vielen Buschenschanken in der bekannten Kellergasse.
Startpunkt unserer Wanderung ist, ebenso wie zuletzt, der geschotterte Parkplatz bei der Kellergasse in Heiligenbrunn. Hier findet man im Normalfall immer einen Platz. Es sei denn, es findet gerade ein Fest in Heiligenbrunn statt. Dann herrscht hier Mangelware an freien Plätzen. Passiert aber nur zwei bis dreimal im Jahr.
Vom Parkplatz aus wandern wir zunächst in den Ort hinab. Hier befinden sich auch schon die ersten „Points“ für die fotografierwütigen unter uns. Zwischen den Bäumen blitzt bereits ein wenig Panorama von Heiligenbrunn durch. Und am Ende dieses Abschnittes finden sich die ersten drei Highlights: Der „Öko-Park“ und die Kirche in Heiligenbrunn. Und gleich unterhalb der Kirche die Quelle, deren Wasser eine heilende Wirkung haben soll.
Getestet haben wir dies nicht. Aber wir haben uns alle drei ausreichend zu Gemüte geführt. Von der großen bewässern Kugel im Öko-Park über die imposante, am Hügel thronende Kirche und darunter die schmucke Quelle. Bei der soeben zwei Besucher ein paar Flaschen mit dem Heilwasser abfüllen.
Scheint durchaus beliebt zu sein, das Wasser. Eigentlich hätten wir unsere Wasserflaschen ja auch leeren können und mit diesem Wasser ersetzen. Zwecks Verkostung.
Das ist uns aber erst viel später nach der Tour eingefallen. Werden wir irgendwann nachholen.
Wir spazieren weiter nach unten, an der Feuerwehr vorbei, bis zur Hauptstraße. Hier halten wir und rechts und wandern am Gehsteig bis zum Ortsende von Heiligenbrunn. Am Weg dorthin begegnen wir einem, wie soll ich es nennen, „Schrei“? Viele kennen ja sicher die Figur aus „Scary Movie“ (und/oder „Scream“?). Die mit dem Umhang.
Zwei derartige Umhänge findet man auch hier auf der Hauptstraße als Haus-Schmuck. Irgendwie gruselig, makaber aber, wie ich finde, durchaus originell. Da musste natürlich dann auch ein paar Fotos gemacht werden.
Am Ende des Ortes, kurz vor der Ortstafel führt dann eine Gasse rechts hinein. Hier verläuft unsere Route weiter. Nun aber ansteigend. Quasi der Startschuss zur „Hochberg-Besteigung“. An zwei alten Zinshäusern vorbei, die vermutlich noch aus der Kriegs- oder Nachkriegszeit stammen, spazieren wir nach hinten zum Wald.
Auf einer geschwungenen, serpentinenartigen Forststraße geht es nun durch ein kurzes Waldstück, stetig bergauf. Hier findet man auch bereits ein paar alte, schilfgedeckte Kellerstöckl, für die Heiligenbrunn auch bekannt ist. Viele Weitere sollten wir dann ja am Ende unserer Tour in der Kellergasse kennen lernen.
Aber noch war es nicht so weit. Noch waren wir dabei den durchaus schweißtreibenden Aufstieg zum Hochberg zu bewältigen. Zwar war es heute mit etwa 22 Grad nicht so heiß, aber in der direkten Sonne, gemischt mit dem Anstieg, fühlte es sich schon wie nahezu 30 Grad an. Speziell Manuela bereitete dies ein wenig Probleme.
Mit diesem Motto schafften wir es schlussendlich aber beide, vorbei an weiteren Weingärten und Kellerstöckl‘n bei denen gerade die Weinlese in vollem Gange war, hinauf. Interessant haben wir auf diesem Abschnitt vor allem die vielen verschiedenen Kennzeichen der Autos gefunden, die am Wegrand geparkten waren. Von Nordburgenland über Wien und Salzburg, ja sogar ein Tiroler Kennzeichen war dabei. Hier scheint sich ganz Österreich zur Weinlese einzufinden.
Auf der ersten Anhöhe wurden wir natürlich, wie soll es sonst in Heiligenbrunn auch sein, von weiteren Weingärten empfangen. Die Aussicht hier vom Weg aus, ist zwar bescheiden, aber wenn man ein wenig, zwischen den Reben, in die Weingärten hinein geht, kann man bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das Panorama erhalten.
Nun geht es unsere, nun Flachere, Route ein wenig entspannter weiter und nicht viel später kommen wir dann auch an unserem ersten markanten Punkt an. Bei Streckenkilometer 2,2 kreuzen wir die Bundesstraße, die von Heiligenbrunn nach Reinersdorf führt. Diese müssen wir nun queren, um zur höchsten Stelle der Tour, zum Gipfel des Hochbergs zu kommen.
Von hier aus hat man auch einen wirklich schönen Panoramablick, in das Tal und die Straße nach Reinersdorf hinunter. Eingebettet in Weinberge, Wiesen und Wälder. Dies bei aktuell strahlendem Sonnenschein ergibt in Summe einen schönen, entspannten, glücklichen Augenblick. Ein Highlight des Tages.
Ein paar Fotos später sind wir dann schon wieder unterwegs, in das Waldstück hinein, das auf der gegenüberliegenden Seite beginnt. Nu wird es wieder angenehm schattig und kühl. Gefällt uns.
Was uns noch gefällt ist, das man hier auch ein altes Kellerstöckl mieten kann. Mit Aussicht. Das verrät uns zumindest ein hölzernes Schild am Weg. Das wäre mal ein entspanntes Wochenende wert?!
Wie bequatschen dies auf unserer Tour, kommen aber zu keinem wirklichen Ergebnis und beschließen das Leben die Entscheidung treffen zu lassen. Wer weiß schon, wohin es uns noch führt. Was wir aber mit Sicherheit wissen ist, dass es nun wieder ein klein wenig bergauf geht. Die Sicherheit entnehmen wir unserem Schnaufen.
Wieder in langsamerem Tempo spazieren wir die letzten Meter zum Hochberg hinauf. Hier brennt nun die Sonne wieder so richtig runter. Und endlich sind wir oben. Aber … auch ein wenig enttäuscht. Eine richtig schöne Aussicht, oder einen Panoramablick findet man hier nicht. Zwar ist die Gegend hier heroben wirklich schön. – viele satte grüne Wiesen umrahmt von Wäldern fügen sich malerisch in die Landschaft ein – aber vom Ausblick ist bis auf ein paar „Blick-Schneisen“ nicht viel zu sehen.
Nun gut. Das müssen wir so hinnehmen. Und einfach das beste draus machen. Bedeutet in unserem Fall, die Landschaft zu genießen und auch, dass wir nun alle Steigungen hinter uns haben. Nun sollte es, bis zu der Kellergasse, flach bis stetig bergab gehen. Wenn das kein Grund zur Freude ist.
Einen weiteren Grund zur Freude, zumindest fürs Auge, erfahren wir kurze Zeit später.
Bevor wir wieder in ein Waldstück hinein wandern, spazieren wir durch ein schmuckes Gehöft hindurch, das hier in einsamer Alleinlage liegt. Es ist sichtlich schon einige Jahre alt und Teile des Gehöfts haben sicher schon über 100 Jahre „am Buckel“ aber es ist sehr gepflegt und vollkommen intakt.
Hier hat offensichtlich jemand entweder sein ganzes Herzblut bei der Sanierung reingesteckt oder aber es über die Jahre und Generationen gehegt und gepflegt. Besonders die kleinen Details wie ein gut erhaltener Brunnen, oder diverse alte landwirtschaftliche Gerätschaften, die an der Scheunenwand prominent platziert sind, lassen diese Schlüsse zu. Hier sind ein paar Fotos quasi Pflicht.
Und nun wieder rein in den schattigen Wald. Auf einer langen geraden Allee geht es nun nach Heiligenbrunn hinab. Und fast wären wir dran vorbei gewandert. An was? Nun, an kleinen Buchten, die unscheinbar den Baumbestand rechtsseitig lichten. Neugierig, wie der Günther in mir nun mal ist, musste er natürlich kurz abbiegen, um nachzusehen. Und „Günther“ hat es nicht bereut. Auch Manuela nicht, die ihm gefolgt ist.
Hier finden wir die Aussicht, die wir zuvor vermisst hatten. Traumhaft. Aus dem Wald heraus tretend empfängt uns ein Panoramablick über Heiligenbrunn und die dahinter beginnende pannonische Tiefebene. Wirklich, wirklich schön.
Und von diesen Aussichtsbuchten gibt es hier mehrere. Eine schöner als die Andere. Wir hatten ja vorhin schon gezweifelt, ob den die Hochbergrunde wirklich so aussichtsreich ist, wie wir gehört hatten. Nun jetzt sind wir einer Meinung: Ja, ist sie. Zumindest hier.
Eine alte Bank würde hier auch stehen, auf der man Platz nehmen und sich bei dem Ausblick richtig entspannen könnte. Könnte! Weil machen tun wir es nicht. Die Bank hat schon wesentlich bessere Zeiten gesehen. Und bevor aus der Vorfreude auf die Entspannung ein Nachdenken über die durchgebrochenen Bretter wird, sehen wir von diesem Vorhaben ab. Wobei. Die Mehrzahl ist an dieser Stelle schon eine Lüge. Es ist ja nur mehr ein morsches Querbrett vorhanden.
Dennoch, das hier ist definitiv einer der besonders schönen Plätze im Südburgenland. Sehr zu empfehlen. Und hier müssen natürlich auch viele, viele Fotos gemacht werden. Und ein Panoramavideo. Mindestens.
Aber irgendwann siegte unser Durst dann doch über die Schönheit der Gegend und wir kehrten wieder zurück auf unsere Route durch den Wald. Die Kellergasse wartet ja auf uns. Mit hoffentlich köstlichem Traubensaft.
Zügig spazieren wir nun durch den Wald hindurch, bei einer zuerst Links- dann Rechtskurve und einem weiteren Gehöft vorbei, abermals eine lange Gerade bergab entlang. Zwei Wanderer kommen uns entgegen. Wir grüßen uns, wie immer. Und bemerken einen Unterschied.
Im Gegensatz zur frischen Kleidung der beiden, ist unsere schon wesentlich verschwitzter. Aber – wir sind bergab unterwegs. Und grinsen beim Austausch dieser Gedanken schelmisch und verschworen unter uns. Ja, wir haben das „Kind sein“ noch drauf. Und das bleibt hoffentlich auch noch lange so.
Angekommen auf der Landesstraße, die Strem mit Heiligenbrunn verbindet, halten wir uns rechts. Hier sollte nun eine weitere Gasse rechts wegführen. In die besagte Kellergasse hinein.
Ja stimmt. Da war sie. Also flugs hinein und mit Vorfreude auf den Traubensaft die kleine letzte Steigung hier hinauf.
Empfangen werden wir von malerischen Schilfhütten. Aber auch vielen Fahrzeugen, die hier am Rand parken. Dazwischen herrscht ein wenig geschäftiges Treiben zwischen Touristen und Buschenschank-Betreibern. Neben diverser Weinspezialitäten, werden hier viele selbst Hergestellen Produkte feilgeboten. Beispielsweise Uhudlermarmelade. Was es nicht alles gibt.
Aber die Touristenmenge hält sich, als wir hier sind, in Grenzen. Und so ist es hier in der Kellergasse nicht unangenehm überladen. Im Gegenteil, wir fühlen uns pudelwohl. So ganz einsam wäre auch nix gewesen hier.
Und der Rahmen hier, die vielen alten Kellerstöckl, sind wirklich schön. Offensichtlich werden auch weitere Stöckl hergerichtet und/oder saniert. Darauf weisen zumindest ein paar, sorgsam mit Planen Abgedeckte, hin, die auf ihre „Wiederauferstehung“ warten. Sollte nicht mehr so lange dauern.
Die liebevollen Arrangements rund um die Kellerstöckl seien es nun alte Bänke oder Weinfässer oder andere Gerätschaften rund um den Weinbau, geben dem Gesamteindruck noch die letzte fehlende Nuance. Als ob die Zeit hier vor langer Zeit stehen geblieben ist. Zumindest wollen wir zwei das so empfinden, beim Durchwandern. Weil die parkenden E-Autos passen da irgendwie nicht dazu.
„Frischer Sturm!“, schallt es von rechts in unser Gehör. Absolut nicht zu überhören. Wir blicken in die Richtung der Worte. Hier versucht gerade ein rüstiger, älterer Mann seine Produkte unters Volk zu bringen. Und hat uns sichtlich als Ziel seiner Werbekampagne auserkoren.
Warum auch nicht, beschließen wir beide nach kurzem Gespräch. Und „liefern uns dem Verkäufer aus“. In den nächsten 30 bis 45 Minuten erfahren wir viel über die Herstellung häuslicher Produkte, genießen einen „Weingarten-Pfirsich-Saft“ und lernen die Gattin des Mannes kennen. Eine richtig angenehme, nette Unterhaltung, an deren Ende sich auch meinereiner als „Marktschreier“ betätigt:
„Frischer Weingarten-Pfirsich-Saft“, lasse ich mindestens ebenso laut erschallen wie der Mann zuvor. Aber die Wirkung auf die vorbei spazierenden Touristen ist nicht die Gleiche. Sie lachen rüber und quittieren meine Anstrengungen mit einem „Wir hatten schon!“
Das glaube ich nicht. Vielmehr fehlt mir offensichtlich der sanfte, geübte Nachdruck in der Stimme, wie es der Verkäufer sichtlich bereits beherrscht. Da wäre noch eine Menge Training nötig.
Aber immerhin habe ich das eine oder andere Lächeln geerntet. Und ebenso das Lachen des Buschenschank-Pärchens.
Am Ende unserer Pause verabschieden wir uns wieder und versprechen wieder zu kommen.
„Aber noch diese Jahr“, antwortete die Gattin „das ist unser letztes Jahr hier.“
Und beide erzählen uns noch schnell ihr Vorhaben, den persönlichen Lebensmittelpunkt wieder in Richtung Stadt zu verlegen. Als gebürtige Niederösterreicher bzw. Wiener ist das Heimweh im Alter offensichtlich nicht zu unterschätzen. Und so haben sie, nach langen Jahren im Südburgenland, beschlossen, ihren Lebensabend wieder in der Nähe der Stadt zu verbringen, wo sie herkommen. Schade. Aber auch irgendwie verständlich. Nun, dann werden wir Sorge tragen, noch in diesem Herbst den Weg abermals nach Heiligenbrunn zu finden.
Das war eine wirklich schöne Abwechslung. Ein gemütliches Beisammensein bei guten Gesprächen und mit netten Menschen. Hat auch Manuela sehr gutgetan. Jetzt gilt es aber den Weg zum Auto zurückzufinden. Was aber nicht sonderlich schwer war. Etwa hundert Meter und viele Fotos später steigen wir dann wieder in unser Vehikel ein und fahren gemütlich nach Hause.
Aber halt. Da war ja noch etwas. Genau, ich wollte ja Manuela noch das eine Haus in herrlicher Aussichtslage zeigen. Auf einer weiteren Hochebene, ganz in der Nähe, dass ich bei meiner letzten Wanderung entdeckt hatte.
Und genau dorthin fahren wir jetzt auch. Aber das … ist eine andere Geschichte.
Günther Schranz, 21. September 2024