Eine geschichtsträchtigen, 10,4 km langen, Rundwanderung von Bildein über Eberau und Winten wieder zurück. Bei dieser Tour kommt man beim burgenländischen Geschichtenhaus in Bildein, beim historischen Wasserschloss in Eberau, der schmucken Kirche in Winten und beim Wachturm, einem markanten Mahnmal, in Bildein vorbei. Kondition ist für diese Strecke keine spezielle erforderlich. Vorgeschlagener Start ist am Hauptplatz in Bildein.
Karte, Route & Tourdaten
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Vor zwei Tagen waren wir im Süden von Eberau unterwegs gewesen. Und weil wir grade dabei waren und uns im Moment die flachen Wanderungen sehr zusagten, hatten wir heute beschlossen, die Gegend nördlich von Eberau zu erkunden. Und dazu war ein Rundkurs von Bildein nach Eberau natürlich bestens geeignet.
Gesagt, getan. Eine Route war auf dem Webtool, in der, wandermäßig relativ einfachen, Gegend, schnell geplant. Und los ging’s. Am Hauptplatz in Bildein, gleich neben der Kirche und dem Geschichtenhaus, fanden sich, mehr als genügend, Parkmöglichkeiten. Und auch dem Umstand, das Manuela – ob ihres Aufbautrainings – nach wie vor nur etwa 4 bis 5 Kilometer der Tour mitmachte, wurde Rechnung getragen, mit der geplanten Pause, auf etwa Routenmitte, im Café Crustulum in Eberau.
Vom Hauptplatz in Bildein marschierten wir also los, Richtung Ortsende. Vorbei an der Ortstafel und am Friedhof, nach Süden. Die Gegend hier ist leicht zu bewandern. Durchwegs flach und übersichtlich. Ohne größere Schwierigkeiten oder unvorhersehbare Hindernisse.
Über die asphaltierte Straße spazierten wir über das Grenzland. Die Temperaturen waren angenehm und die Vormittagssonne lachte strahlend, aber nicht zu warm, vom Himmel.
Bereits kurz nach dem Ortsende von Bildein kann man auch schon den Kirchturm von Eberau erkennen, was natürlich zusätzliche Motivation verleiht, wenn man schon quasi am Start das erste Ziel sieht. Der Verkehr hält sich hier auch in Grenzen.
Auf unserer Wanderung bis zur ersten Rast, nach etwa 2 Kilometern – bei der Kreuzung, wo man sich nach Eberau oder dem ungarischen Szentperterfa entscheiden kann – fuhren vielleicht 10 Fahrzeuge vorbei. Zwei davon waren Traktoren. Und alle miteinander grüßten freundlich. So macht das Wandern richtig Spaß.
Hier machten wir eine kleine Pause. Die Bank neben der, hier stehenden Marienstatue, lädt ja förmlich ein dazu. Ist aber auch ein schönes Platzerl, das muss man dazu sagen. Den Blick übers Land schweifen lassend, ein paar Schlucke aus den Trinkflaschen und miteinander scherzend. So muss Leben sein.
Nach dieser Rast gehen wir die Route weiter, Richtung Eberau. Auf dieser Straße, nun nach Westen verlaufend, begegnen uns kaum mehr Fahrzeuge als vorher. Deswegen ist das Spazieren hier, am linken Straßenrand, wie wir es praktizieren, auch weitgehend ohne Risiko. Bei anderen Routen würden wir uns das vermutlich zweimal überlegen.
Einen Kilometer weiter und schon sind wir auch schon in Eberau angekommen. Bei der Ortstafel und dem Sportplatz vorbei, halten wir uns bald nach links. Hier muss eine Gasse links rein führen, die uns danach den Weg weiterfolgend, am Wasserschloss vorbei bringen soll. Und so ist es auch. Die Gasse zumindest.
Das Wasserschloss weniger. Wir wandern am alten Zollhaus und einer sichtlich aufgegebenen Ziegelsteinsiedlung im Rohbau, vorbei, aber dort, wo wir das Wasserschloss erblicken sollten, sehen wir nur Bäume. Und Gebüsch. Aber kein Schloss.
Sehr wohl aber den vollkommen intakten Wildzaun, der das Areal umschließt und keine größeren Tiere und somit auch keine Menschen hinein lässt. Hier achtet jemand wirklich auf seine Privatsphäre.
Irgendwo mittig, am Weg um das Schloss, erhaschen wir dann doch noch zumindest einen Blick auf die spitz zulaufenden Türme. Und schemenhaft, durch das dichte Blätterwerk, auch auf die Umrisse der Fassade. Mehr aber auch nicht. Eigentlich schade. Auf den Fotos, die im Internet vom Schloss existieren, scheint es sich um einen gut erhaltenen schönen Bau zu handeln. Tja, Pech gehabt.
Unser Weg biegt nach Norden und dann nach Osten ab. Und auf dem letzten Stück der Umrundung wandern wir zumindest an der Schlossmauer entlang. Und von hier aus sieht man auch ein wenig mehr vom Gelände hinter dem Zaun. Ja sogar zwei Rehe lassen sich im Inneren blicken. Glücklich sehen sie aber nicht aus. Eher verschreckt und unsicher. Gatterhaltung eben.
Manches muss man eben einfach akzeptieren. Und nicht weiter drüber nachdenken. Auch wenn einem diese Tiere leidtun. Verspeisen tut man sie ja trotzdem. Zumindest in unserem Fall. Also wäre das nicht Heuchelei? Vermutlich. Sicher sogar.
Dann, angekommen beim „großen Tor“, das sichtlich die Einfahrt in den Schlosspark darstellt, erhalten wir weitere Einblicke. Eine schöne Allee, ein gepflegter Park. Aber auch von hier ist das Schloss nicht wirklich zu sehen.
Was wir aber erfahren ist, das im Schloss, bzw. im Schlosspark, ab und zu Veranstaltungen stattfinden. Kleiner Konzerte und Ähnliches. So ist es zumindest an einem Info-Bereich an der Schlossmauer ausgeschildert. Das behalten wir im Gedächtnis und werden uns in Zukunft einmal, zu einem solchen Event einfinden.
Aber jetzt finden wir uns erst mal im Café Crustulum ein. Halbzeit. Pause! An der Kirche vorbei marschierend sehen wir das Café auch schon. Hier waren wir vorgestern auch gewesen, auf unserer Tour von Gaas herauf.
Und jetzt freuen wir uns schon auf Kaffee und Torte. Und Manuela freut sich drauf, dass „ihre Strecke“, ihr Training vorbei ist. Und ist stolz, wieder ein Stück mehr geschafft zu haben. Zurecht.
Genüsslich fallen wir also in die Sitze im Gastgarten vor dem Lokal und bestellen bei der freundlichen Kellnerin unsere Labungen. Und genießen jetzt mal eine Zeitlang einfach die Stille hier, die Stimmung und einfach den angenehmen, sonnigen Vormittag.
Zum Hauptplatz in Eberau aber (während der Pause) noch ein Wort: Hier befindet sich ein wirklich schöner Park mit schattigen Bänken. Neben dem Park auch eine imposante Kirche und im Park selbst noch eine Marienstatue und ein Pranger.
Am anderen Ende, gegenüber der Kirche, weiters ein schöner Springbrunnen. Summa summarum ist Sightseeing mit einer Pause im schattigen Park sicher auch nicht zu verachten.
Es war aber dann doch schon beinahe Mittag, als ich mich entschloss, nun meinen Teil der Strecke fortzusetzen. Über Winten und Kulm zurück zum Ausgangspunkt nach Bildein.
Und Mittag heißt auch hier, dass die Sonne wärmer wird. Und die lachte nun nicht mehr so freundlich vom Himmel. Nein, sie brannte schon ein wenig mit einem schelmischen Grinsen: Ätsch!
„Danke“, antworte ich in Gedanken. Das hatte ich nun gebraucht. Zu lange Pause gemacht, weils grade so schön war. Und nun muss ich den Preis dafür zahlen. Also, Augen zu und durch. Bzw. Kappe auf und los.
Am Hauptplatz vorbei wandere ich, vorbei an einem Amerikanerkreuz, schräg gegenüber auf der Bundesstraße, die Kapellengasse hinein.
Hier muss ja auch eine Kapelle sein, wenn der Name stimmt. Und dem ist auch so. Bald erblicke ich die kleine, schmucke, gepflegte Kapelle am rechten Rand und schieße einige Fotos.
Eine E-Bikerin kreuzt meinen Weg.
„Hallo“, grüße ich freundlich. Und ernte einen mürrischen Blick. Nun ja, nicht jeder scheint hier gut gelaunt zu sein. Speziell anscheinend die E-Biker, die sich ohne treten, vom Akku übers Flachland bringen lassen … (Man verzeihe meinen Sarkasmus).
Aber das soll meine Wanderlaune nicht trüben. Ich marschiere flotten Schrittes weiter, aus der Kapellengasse und dem Ort hinaus. Nun geht die Tour auf einem Schotterweg weiter. Am Ende des Weges einmal nach links abbiegen, über eine kleine Brücke drüber und schon bin ich auf dem Feldweg, der mich nach Winten, einem Ortsteil von Eberau, führen soll, unterwegs.
Flach. Ganz flach. Aber auch problemlos zu bewandern. So stellt sich dieser Abschnitt bei mir vor. Und das nehme ich dankend an. Erlaubt es mir doch auch, mit schnellem Schritt übers Land zu flitzen.
Zu meiner Rechten, im Osten, kann ich, in etwa 2 Kilometern Luftlinie, das Grenzland von Österreich-Ungarn erkennen.
Links von mir erheben sich die Ausläufer der Alpen, in Form von den bekannten südburgenländischen Weinbergen, die im sanften Klima der beginnenden pannonischen Tiefebene, hier herrliche Trauben hervorbringen.
Beim, insgesamt gerechneten Streckenkilometer 6,7 erreiche ich dann mein nächstes Highlight. Die Kirche in Winten. Eine gepflegte, kleine, einfach gehaltene Kirche, die sich gleich neben der Straße, dem Wanderer präsentiert. Hier, auf der schattigen Bank neben der Kirche, raste ich ein wenig. Ja, es ist mittlerweile heiß geworden!
Aber trotz der Hitze überlege ich tatsächlich, ob ich meine Route nicht ein wenig verändern soll. Im Webtool am Handy sehe ich, ein wenig weiter bergan, eine Bergkapelle. Die habe ich auch, beim hierher gehen, am Berg oben thronen, gesehen.
Soll ich? Soll ich nicht? Hm. Ich gucke kurz hinein in die Gasse, auf der ich zur Kapelle gelangen würde. Diese verläuft gleich neben der Kirche vorbei. Aber uff … die geht bergauf. Und zwar richtig. Nein, lieber nicht. Nicht jetzt. Nicht heute.
Vor mir lagen ja noch ein paar Kilometer und ich hatte keine Ahnung, in welchem Zustand ich dann, von da oben herunter kommen würde. Erschöpft? Fertig? „Verwolft“ (Insider kennen die Reibung …)? Nein, das muss warten auf eine andere Tour. Aber die Route werde ich sicher gehen. Die Kapelle schaut zu interessant aus, um nicht rauf zu wandern.
Bei mir geht es nun weiter nach Norden. An der Bundesstraße bzw. Landesstraße entlang. Natürlich brav auf der linken Seite. In einem guten Kilometer Wanderung würde ich dann nach rechts abbiegen. Die lange Gerade nach Bildein zurück. Und so war es dann auch. Hier ist das Verkehrsaufkommen aber schon ein wenig mehr. Die Straße hier ist auch eine der Hauptverkehrsadern durch das südburgenländisch-ungarische Grenzgebiet.
Macht aber nix. Ist auch gut gegangen. Und keine Stunde nach meinem Abmarsch von Eberau bin ich auch schon auf „der letzten Geraden“ nach Bildein unterwegs. Und die Sonne brennt mittlerweile so richtig runter. Eine wirklich „nette Mischung“. Eine lange, sehr lange, gefühlt ewige, Gerade. Kein Baum. Und die Mittagssonne.
Das sind Abschnitte die, so sagt man, einem „den letzten Zahn“ ziehen. Und so hab ich mich auch gefühlt. Und damit angefangen meine Schritte zu zählen. Als Ablenkung. Das funktioniert meistens. Aber nicht immer. Doch für heute hat es gereicht. Für die Gerade. Bald bin ich an der Ortstafel von Bildein vorbei.
Und hier steht auch mein nächstes „Highlight“. Ein Wachturm, aus vergangenen, dunklen Zeiten. Als Teil des „Grenzerfahrungsweges“ erinnert er an die Gräueltaten vergangener Tage, die sich hier zugetragen haben. Zu Zeiten des Krieges. Und in der Nachkriegszeit.
Gut, wichtig und richtig. Dieses Mahnmal. Möge die Zivilisation so gescheit aus der Vergangenheit werden, dass die Gegenwart und Zukunft friedlich bleibt. Der „Grenzerfahrungsweg“ ist übrigens empfehlenswert. Wir waren ihn ja bereits zu dritt gegangen. Viele interessante Stationen und einiges zum Nachdenken.
Das bleibt mir heute aber mehr oder weniger erspart. Das Nachdenken. Über die Brücke der Pinka drüber, gleich rechts rein, marschiere ich nun durch einen Teil von Bildein, den ich noch nicht kannte. Eine schöne Gasse am Rande des Ortes. Beim Sportplatz vorbei. Und hier wieder links.
Finale!! Diese Straße war ich schon gegangen und wusste, in wenigen Metern sehe ich unser Auto und das Ende meiner Tour. Und nach rund 4,8 Kilometern war es dann auch so. Rein ins Auto und ab zu meiner Gefährtin. Ins Café. Und ich brauch jetzt auch noch einen. Und ein Glas Wasser. Ein Grosses.
Heiß war’s. Schön war’s. Gut war’s.
Günther Schranz, 9.September 2023